Vorurteile
gegen diese Verehrung
Nach den Zweiten Weltkrieg stieß die Herz-Jesu-Verehrung
allgemein auf wachsende Kritik und Ablehnung. Viele Menschen fragten sich,
warum das Herz des Erlösers gesondert verehrt werden sollte und nicht der ganze
Christus. Die Herz-Jesu-Verehrung erschien als etwas nicht mehr Zeitgemäßes und
verlor daher für den modernen Menschen und für die Seelsorge an Bedeutung und
an Wert.
Leider galt die Herz-Jesu-Andacht bei vielen, die sie in
Frage stellten, als überholt. Ihre Bedenken und Forderungen gingen von der Voraussetzung
aus, dass die Herz-Jesu-Verehrung ihre Berechtigung beweisen müsse.
Dass die Verehrung des Erlöserherzens Christi eine
Vorrangstellung einnimmt, ergibt sich daraus, dass Jesus Christus, der Sohn
Gottes, dabei im Mittelpunkt steht.
Es ist sehr interessant, dass sich in der Heiligen Schrift
dreimal ein Wort findet, das diese Frömmigkeitsform im Alten Bund andeutet, im
Neuen Bund zur Erfüllung bringt und schließlich bei der Wiederkunft Christi vor
aller Welt in seiner ganzen Vollendung zeigen wird: „Sie werden auf den
blicken, den sie durchbohrt haben“.
Ungefähr 500 Jahre vor Christus hatte der Prophet Sacharja
eine Zukunftsvision, in der er sah, wie die Völker, die Jerusalem bedrängten,
zu Fall kamen. Und es heißt von den Einwohnern Jerusalems und vom Hause Davids:
„. . . sie werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben. Sie werden um ihn
klagen, wie man um den einzigen Sohn klagt; sie werden bitter um ihn weinen,
wie man um den Erstgeborenen weint.“ (Sach. 12, 10)
Johannes hat unter dem Kreuze Jesu die Erfüllung dieser
prophetischen Worte erlebt, als ein Soldat mit der Lanze in die Seite Jesu
stieß. Der Apostel Johannes erinnert sich an die Worte des Propheten Sacharja
und schreibt in seinem Evangelium: „Und ein anderes Schriftwort sagt: Sie werden
auf den blicken, den sie durchbohrt haben.“ (Joh. 19, 37)
Damit ist in der
Heiligen Schrift ein zweites Mal die Rede vom durchbohrten Herzen.
Im letzten Buch der Heiligen Schrift, in der Offenbarung des
Johannes, wird dann ein drittes Mal die Durchbohrung des Herzens erwähnt.
Johannes, auf die Insel Patmos verbannt, sieht prophetisch die Zukunft der
Kirche, das Ende der Welt und die damit verbundene Wiederkunft Christi: „Siehe,
er kommt auf den Wolken und jedes Auge wird ihn schauen, auch jene, die ihn
durchbohrt haben. . .“ (Offb. 1, 7). Alle werden dann sein durchbohrtes Herz
sehen. Und jene, die in die ewige Herrlichkeit eingehen, dürfen ohne Ende zum
göttlichen Erlöserherzen aufblicken und seine Liebe dankbar preisen.
Daraus kann man sehen, dass die Herz-Jesu-Verehrung im
Christusgeheimnis und damit auch in der Kirche etwas Zentrales darstellt. Im
Alten Bund angekündigt, am Kreuze besonders geoffenbart und in alle Ewigkeit
fortdauernd, ist uns die Liebe Christi geschenkt. Ungezählte Menschen haben
schon zu diesem Herzen aufgeblickt. Liebe, Vergebung, Gnade und Heil strömt
unaufhörlich auf jene herab, die voll Glauben und Vertrauen zu diesem Herzen
Aufschauen.
Daher kann es sich bei der Erneuerung der
Herz-Jesu-Verehrung nicht darum handeln, eine neue Frömmigkeitsübung zu
entwerfen und zu gestalten, sondern darum, die Herz-Jesu-Verehrung so zu
pflegen, wie Christus sie für unsere Zeit gegeben hat. Es müssen deshalb alle
Bemühungen um ein richtiges Verständnis der Herz-Jesu-Verehrung von der grundlegenden
Frage ausgehen: Ist die Herz-Jesu-Verehrung tatsächlich von Christus seiner
Kirche für unsere Zeit gegeben, und zu welchem Zweck und in welcher Weise will
er sie gepflegt sehen?
Quelle: Herz Jesu, ich
vertraue auf Dich – Karl Schaffer – Hrsg.:
Aktion „Deutschland brauch Mariens Hilfe“ - DVCK e. V., Frankfurt am
Main
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