28.06.2019

Unterricht über die Verehrung des Heiligsten Herzen Jesu



Die Andacht zum heiligsten Herzen Jesu geht nicht dahin, dass man bloß ein Bildnis diesen heiligsten Herzens vor Augen habe, bei dessen äußerlichen Verehrung sich aufhalte oder gar wohl nur sein körperliches Herz verehre, sondern dass man den Geist und die Gedanken zum Mensch gewordenen Sohne Gottes, zu Jesus Christus selbst, erhebe und bei sich betrachte, was der göttliche Erlöser aus freiwilligen Antreibe seines Herzens getan und gelitten habe, und was er noch täglich im heiligen Sakramente des Altars für uns tut und leidet.
Durch diese Andacht will die heilige Kirche den Gläubigen die heiligsten Anmutungen. Begierden und Bewegungen seines Herzens deutlich offenbaren, durch welche er seinen himmlischen Vater geehrt, die Gläubigen geheiligt und sic selbst den Menschen als das vollkommenste Muster der höchsten Heiligkeit vorgestellt hat. Diese Herzensregungen Jesu Christi sind ein brennender Eifer für die Ehre seines Vaters, eine unermessenen Liebe zu den Menschen, die tiefste Demut und Erniedrigung, eine unüberwindliche Geduld, eine gänzlich Aufopferung und Hingabe seiner selbst in den Willen des Vaters, eine ewige Anbetung, Danksagung und Lob der höchsten Majestät Gottes u.s.w. Alle diese Regungen und Anmutungen waren in dem heiligsten Herzen Jesu schon im ersten Augenblick seiner Menschwerdung, belebten sein Herz bir zum letzten Augenblick am Kreuz, und beleben sein Herz im heiligsten Sakrament dir an das Ende der Welt, sowie sie es die ganze Ewigkeit hindurch beleben werden.
Ist die gottmenschliche Person Christi anbetungswürdig, dann ist es ohne Zweifel auch sein Herz. Da wir das Blut Christi als unendlich wertvollen Preis unserer Erlösung verehren und anbeten, wie sehr müssen wir dann nicht jenes Herz verehren und anbeten, welches der Sammelplatz und die Quelle jenes kostbaren Blutes gewesen ist.
Die Menschen werden zur Kenntnis und Liebe unsichtbarer Dinge am meisten durch sichtbare Vorstellungen bewogen; deshalb hat der göttliche Heiland seiner Dienerin, der ehrwürdigen Maria Margaretha Alacoque († 1690), befohlen, seine unermessliche Liebe zu den Menschen unter dem Bildnisse eines Herzens vorzustellen, das mit Feuer und Flammen umgeben sei, die offene Herzenswunde und ringsum die Dornenkrone samt einem oben auf dem Herzen befindlichen Kreuz trage. „Diese Werkzeuge meines Leidens“, sagte er zu ihr, „zeigen an, dass die unermessene Liebe, die ich zu dem Menschen getragen, die Ursache waren meiner erduldeten Schmerzen und Bedrängnisse, sowie auch der großen Schmach und Beschimpfung, die ich im Sakrament des Altares vom selber Zeit an leiden muss und bis an das Ende der Welt leiden werde.
Ich will, das die Menschen mich vollkommen lieben, und deshalb bin ich gesinnt  ihnen mien Herz vor Augen zustellen, und alle Schätze meiner Liebe und Barmherzigkeit zu eröffnen, auf das all diejenigen, welche dies Herzverehren wollen, von dessen Reichtümern sich anfüllen. Ich verlange, dass dieses sichtbare Sinnbild meiner Liebe den Menschen öffentlich vorgestellt werde, damit durch dessen Anblick ihr unempfindliches Herz erweicht und ihr kaltes Gemüt mit meiner Liebe erfüllt werde.“
Man soll also in Jesu Christo das heilige Herz ansehen und verehren als den Sitz aller heiligen Begierden und Anmutungen, als den Ursprung aller unendlich großen Tugenden, als die Schatzkammer aller Gnaden, als das Werkzeug unseres Heiles und als das vollkommenste Vorbild aller Herzen.

Quelle: „Herz-Jesu-Andacht für den Monat Juni“, von mehreren katholischen Geistlichen Bearbeitet, Dülmen bei Münster i. W., A. Laumann’sche Verlagshandlung und Buchdruckerei (Fr. Schnell), 1890.

Widmung: „Makellos empfangene Jungfrau Maria, deinen Händen sei dies Büchlein anvertraut. Übergib es deinem göttlichen Sohne mit der Bitte, dasselbe möge dazu beitragen, dass sein liebevolles Herz immer mehr erkannt und wiedergeliebt werde und viele und treue Nachahmer finde!“

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