31.05.2017

Königtum Mariens


Papst Pius XII.

Jedermann weiß, dass Wir bei allen Gelegenheiten, in den Ansprachen, bei den Audienzen und auch bei den Rundfunkbotschaften in die Ferne alle Gläubigen ermahnt haben, aus ganzem Herzen ihre gütige und mächtige Mutter zu lieben, wie es Kindern zukommt. Wir möchten hier erinnern an die Rundfunkbotschaft an das portugiesische Volk bei Gelegenheit der Krönung der wundertätigen Statue von Fatima (Cfr. A. A. S. XXXVIII, 1946, p. 264 sq.) und dass Wir sie selbst die Botschaft vom „Königtum Mariens" genannt haben (Cfr. L´Osservatore Romano, d. 19 maii, a. 1946).
Wir möchten indessen gewissermaßen den Schlussstein auf diese Einzelerweise Unserer Verehrung der Mutter Gottes setzen, die das christliche Volk mit solchem Eifer aufgegriffen hat, und Wir möchten in glücklicher Weise das Marianische Jahr beschließen, das sich nun seinem Ende nähert, und auch den dringenden Bitten entsprechen, die aus allen Teilen der Welt zu Uns kommen. Darum haben Wir beschlossen, das liturgische Fest „der Heiligen Jungfrau Maria der Königin“ einzusetzen.
Wir wollen dem christlichen Volk damit nicht eine neue Glaubenswahrheit vorstellen, denn der Titel selbst und die Gründe, welche die königliche Würde Mariens rechtfertigen, sind schon zu allen Zeiten überreich formuliert worden und finden sich in den alten Dokumenten der Kirche und in den liturgischen Büchern.
Wir möchten sie durch dieses Rundschreiben lediglich in Erinnerung rufen, um das Lob Unserer Himmlischen Mutter zu erneuern, um in allen Seelen eine glühende Liebe zu ihr zu entfachen und damit zu ihrem geistlichen Heil beizutragen.

Die Zeugnisse der Väter und Päpste

Das christliche Volk hat auch in den vergangenen Jahrhunderten mit Recht geglaubt, dass diejenige, die den Sohn des Allerhöchsten gebar, der „im Hause Jakobs ewiglich herrschen wird“ (Luc. 1, 32), als „Friedensfürst“ (Isai. 9, 6), als „König der Könige und Herr der Herrscher“ (Apoc. 19, 16), mehr wie jede andere Kreatur an Gnade und einzigartigen Privilegien empfangen hat. Er zog dabei die enge Verbindung in Betracht, welche die Mutter mit dem Sohn eint, und hat ohne Mühe die königliche Erhabenheit der Mutter Gottes über allem erkannt.
Deswegen ist es nicht erstaunlich, dass die alten kirchlichen Schriftsteller sich auf das Wort des Hl. Erzengels Gabriel stützten, der verkündete, dass der Sohn Mariens ewig herrschen wird (Cfr. Luc. 1, 32, 33), und auf das Wort Elisabeths, welche ehrfurchtsvoll begrüßend sie „die Mutter meines Herrn“ (Luc. 1, 43) nannte und bereits Maria als die „Mutter des Königs“, „die Mutter des Herrn“ bezeichnete. Sie wiesen klar daraufhin, dass kraft königlicher Würde ihres Sohnes sie selbst eine besondere Größe und Erhabenheit besitze.
Auch St. Ephrem hat in der Glut seiner poetischen Inspirationen sie sprechen lassen: „Möge der Himmel mich umschirmen; denn ich bin mehr geehrt als er. In der Tat war nicht der Himmel Deine Mutter, Du hast ihn vielmehr zu Deinem Throne gemacht. Wie viel mehr ist die Mutter des Königs der Ehren und der Verehrung wert als sein Thron“ (S. Ephrem, Hymni de B. Maria, ed. Th. J. Lamy, t. II, Mechliniae, 1886, hymn. XIX, p.624), und an einer anderen Stelle bittet er sie mit den Worten: „Erhabene Jungfrau und Patronin, Königin, Herrin, bewahre mich, beschütze mich, damit der Satan, der Urheber alles Bösen, nicht über mich frohlocke und der böse Feind nicht über mich triumphiere“ (Idem, Oratio ad Ss.mam Dei Matrem; Opera omnia. Ed. Assemani, t, III (graece), Romae, 1747, pag. 546).
Der Hl. Gregor von Nazianz nennt Maria „die Mutter des Königs des Universums“, „die jungfräuliche Mutter, die den König der ganzen Welt geboren hat" (S. Gregorius Nu., Poemata dogmatica, XVIII, v. 58: P. G. XXXVII, 485). Prudentius erklärt, „dass diese Mutter sich verwundert, Gott als Mensch geboren zu haben und selbst als obersten König“ (Prudentius, Dittochaeum, XXVII: P. L. LX, 102 A).
Diese königliche Würde der seligsten Jungfrau Maria ist klar und deutlich bezeichnet durch die, welche sie „Fürstin", „Herrin" und „Königin" nennen.
Schon in einer Homilie, die dem Origenes zugeschrieben wird, wird Maria von Elisabeth nicht allein „Mutter meines Herrn" genannt, sondern „meine Herrscherin“ (Hom. in S. Lucam, horn. VII; ed. Rauer, Origenes' Werke, t. IX, p. 48 (ex catena Macarii Chrysocephall). Cfr. P. G. XIII, 1902 D).
Die gleiche Idee leuchtet aus den folgenden Worten des HI. Hieronymus hervor, in welchen er unter den verschiedenen Deutungen des Namens Mariä zuletzt folgende aufführt: „Man muss wissen, das Maria auf Syrisch ,Herrscherin‘ bedeutet“ (S. Hieronymus, Liber de nominibus hebraeis: P. L. XXIII, 886). Nach ihm drückt der HI. Chrysologus den gleichen Gedanken in einer noch deutlicheren Weise aus: „Das hebräische Wort ,Maria' heißt auf Lateinisch ,Herrscherin‘. Der Engel nennt sie ,Herrscherin‘, damit sie aufhören soll zu erbeben wie eine Dienerin, sie, welche die Autorität ihres Sohnes erlangt hat, zu gebären und Herrscherin genannt zu werden" (S. Petrus Chrysologus, Sermo 142, De Annuntiatione B. M. V.: P. L. III, 579 C, cfr. etiam 582 B; 584 A: “Regina totius exstitit castitatis“).
Epiphanius, Bischof von Konstantinopel, sagt in seinem Schreiben an den Papst Hormisdas, dass man beten müsse, damit die Einheit der Kirche bewahrt bleibe „durch die Gnade der Heiligen und wesenseinen Dreifaltigkeit und durch die Fürsprache unserer Heiligen Herrin, der glorreichen Jungfrau Maria, der Mutter Gottes" (Relatio Eplphanii Ep. Constantin.: P. L. LXIII, 498 D).
Ein Autor der gleichen Zeit grüßt mit folgenden Worten die Heilige Jungfrau Maria, die zur Rechten Gottes sitzt, um sie zu bitten für uns zu beten: „Herrscherin der Sterblichen, Allerheiligste Mutter Gottes“ (Encomium In Dormitionem Ss.mae Deiparae (Inter opera S. Modesti): P. G. LXXXVI, 3306 B).
Der Hl. Andreas von Kreta erkennt mehrmals der Jungfrau Maria die Würde der Königin zu; er schreibt z. B. „(Jesus) nimmt heute aus ihrer irdischen Wohnung die Königin des Menschengeschlechtes, seine immer jungfräuliche Mutter, in deren Schoß er, ohne aufzuhören Gott zu sein, menschliche Gestalt angenommen hat“ (S. Andreas Cretensis, Homilia II in Dormitionem Ssmae Delparae: P. G. XCVII, 1979 B).
Und an anderer Stelle: „Königin des ganzen Menschengeschlechtes, im Sinne deines Namens in Wahrheit treu, welche, Gott allein aus“ genommen, alles überragt" (Id., Homilia III in Dormitionem Ssmae Deiparae: P. G. XCVII, 1099 A).
Der Hl. Germanus grüßt mit diesen Worten die demütige Jungfrau: „Setze Dich nieder, O Herrin, Dir kommt es in Wahrheit zu, dass Du an hoher Stelle herrschest, da Du Königin bist und glorreicher als alle Könige“ (S. Germanus, in Praesentationem Ssmae Delparae, I: P. G. XCVIII, 303 A). Er nennt sie auch: „Herrscherin aller Bewohner der Erde“ (Id., In Praesentatlonem Ssmae Delparae, 11; P. G. XCVIII, 315 C).
Der Hl. Johannes von Damaskus gibt ihr den Namen „Königin, Patronin, Herrscherin“ (23) und selbst „Herrscherin aller Kreatur" (Id., De Fide orthodoxa, I, IV, c. 14 : P. G. XLIV, 1158 B). Ein alter Schriftsteller der orientalischen Kirche nennt sie „glückliche Königin", „ewige Königin beim König, ihrem Sohn“, deren „Haupt, weiß wie Schnee, mit goldenem Diadem geschmückt ist“ (De laudibus Mariae (inter opera Venantii Fortunati): P. L. LXXXVIII, 282 B et 283 A).
Schließlich vereint der Hl. Ildefons von Toledo fast alle ihre Ehrentitel in diesem Gruß: „O meine Herrin, oberste Herrscherin, Mutter meines Herrschers, du regierst über mich ...Herrscherin unter den Dienern, Königin unter deinen Schwestern“ (Ildefonsus Toletanus, De virginitate perpetua B. M. V.: P. L. XCVI, 58 AD).
Diesen und anderen ähnlichen und unzähligen Zeugnissen, die bis in die Frühzeit hinaufreichen, haben die Theologen der Kirche die Lehre entnommen, nach der sie die Allerseligste Jungfrau, Königin aller Kreaturen, Königin der Welt, Herrscherin des Universums nennen.


Aus der Enzyklika „Ad caeli reginam“ von Pius XII. vom 11. Oktober 1954

Lateinischer Text: AAS XLVI [1954] -632-633-)
(Quelle: Das päpstliche Rundschreiben über das Königtum Mariens, Verlag für kirchliches Schrifttum, Köln, S. 3-12; Imprimatur, Coloniae, die 15 m. Novembris 1954, Jr. Nr. 4543 I/54 Teusch, vic. glis.
Allgemeiner Hinweis: Die in der Kathpedia veröffentlichen Lehramstexte, dürfen nicht als offizielle Übersetzungen betrachtet werden, selbst wenn die Quellangaben dies vermuten ließen. Nur die Texte auf der Vatikanseite [2] können als offiziell angesehen werden (Schreiben der Libreria Editrice Vaticana vom 21. Januar 2008)

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