Am 9. März 1916 hatte der Dreibund Portugal den Krieg
erklärt. Kurz darauf, gegen Ende Frühling 1916, als man in Portugal
fieberhaft an den Kriegsrüstungen arbeitete, weideten die kleinen Seher von
Fatima eines Tages ihre Herden am Fuße des Hügels von Cabeço.
Als gegen Mittag ein Platzregen niederging, flüchteten sie
sich in eine von Bäumen verdeckte Grotte. Nachdem sie dort zu Mittag gespeist
und den Rosenkranz gebetet hatten, gingen sie wieder ins freie, um miteinander
zu spielen.
Da ließ ein heftiger Windstoß sie aufschauen, und sie sahen
in der Luft eine weiße Wolke in Form einer menschlichen Gestalt, die sich auf
sie zu bewegte. Sie sah fast aus wie eine Statue aus Schnee, schien jedoch
durch die Sonnenstrahlen durchsichtig wie Kristall. Je näher die Erscheinung
kam, umso deutlicher erkannten sie, dass es ein Jüngling von etwa vierzehn bis
sechzehn Jahren von übernatürlicher Schönheit war. „Habt keine Angst!“
redete er sie an und näherte sich ihnen dabei. „Ich bin der Engel des
Friedens. Betet mit mir!“
Dann kniete er nieder, verneigte das Haupt bis zur Erde und
Sprach dreimal:
„Mein Gott, ich glaube,
ich bete Dich an, ich hoffe, ich liebe Dich! – Ich bitte Dich um Verzeihung für
jene, die nicht glauben, nicht anbeten, nicht hoffen und Dich nicht lieben.“
Dann erhob er sich und sagte zu den Kindern: „So sollt
ihr beten. Die heiligsten Herzen Jesu und Mariä werden sich von euren Bitten
bewegen lassen.“
„Der Engel verschwand“, fügte Lucia hinzu, „aber
seine Worte prägten sich unsrem Gedächtnis so tief ein, dass wir sie nie wieder
vergessen werden“
Von diesen Tag an warfen wir uns auf die Erde und verharrten
stundenlang in der Haltung des Engels und verrichteten immer wieder jenes
Gebet, bis wir vor Müdigkeit umfielen. So Lucia.
(J. Castelbranco)
Quelle: Fatima Ruft – Heft Nr. 205 – 2/2009
Bild: Joachim Schäfer -
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