25.03.2017

Das Fest Mariä Verkündigung


Das Fest Mariä Verkündigung ist eines der ältesten Feste der Kirche. Schon in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts wurde es in der morgenländischen Kirche gefeiert. Viele behaupten, dass es apostolischen Ursprungs sei. Es ist sowohl ein Fest des Herrn als auch ein Fest der Mutter Gottes und erinnert an jenen Augenblick, in welchem der Engel Gabriel der seligsten Jungfrau verkündete, dass sie die Mutter des Messias, des Sohnes Gottes, werden sollte. Dieses Fest ist eines der schönsten, es ist der große Ehrentag, an welchem Maria die Würde einer Gottesmutter erlangt hat. Nach alter Überlieferung soll an diesem Tag Adam erschaffen, Christus Mensch geworden und auch gestorben sein.
In der heiligen Messe dieses Tages weist die Kirche auf die hohe Würde Mariens hin. „Alle Reichen unter dem Volke werden dein Angesicht anflehen. Hinter ihr werden Jungfrauen zu dem König geführt; unter Freude und Frohlocken werden ihre Nächsten zu dir gebracht“ (Ps 44,13. 15. 16.). „Es quillt mein Herz von guter Rede; ich widme mein Lied dem König“ (Ps 44,1)
Gebet der Kirche: O Gott! Der Du gewollt hast, dass dein ewiges Wort auf die Verkündigung deines Engels von der seligsten Jungfrau Fleisch annehmen sollte, verleihe unserm demütigen Gebet, dass wir, die wir sie als wahre Gottesgebärerin verehren, durch ihre Fürbitte Hilfe von Dir erlangen.
Das Evangelium der Verkündigung (Lk 1,26-38) ist so ausführlich, damit wir das Geheimnis der Menschwerdung, durch welches uns alles Heil zuteil geworden ist, recht ins Gedächtnis fassen, glauben und betrachten mögen.
Der Engel wurde zu Maria gesandt, um ihr den Willen Gottes zu erklären, nach welchem der Sohn Gottes, um das menschliche Geschlecht durch sein Leiden und Sterben zu erlösen, aus ihr die menschliche Natur annehmen wollte.
Die Menschwerdung des Sohnes Gottes war zu unserer Erlösung notwendig, denn als Gott konnte Jesus weder leiden, noch würde Gott für die Sünden der Menschen eine hinlängliche Genugtuung geschehen sein, wenn nicht Gott selbst einen menschlichen Leib angenommen, sich darin gedemütigt und gelitten hätte. — Hieraus wird die Bosheit der Sünde deutlich, für welche kein Mensch, ja nicht einmal ein Engel, sondern nur ein Gottmensch Genugtuung leisten kann.
Gott hat die Einwilligung Mariä zu diesem Geheimnis verlangt, um uns zu lehren, dass Gott keinen weder zum Guten, noch zum Bösen zwinge, und damit wir wissen sollten, dass auch zu guten Werken, auf dass sie verdienstlich seien, unsere gute Meinung und Einwilligung erforderlich sei.
Maria erschrak über diese Botschaft, teils aus Demut, teils aus Schamhaftigkeit. Sie war so demütig, dass sie sich für die geringste unter allen Frauen ansah und daher nicht begreifen konnte, wie ihr eine solche Ehre widerfahren sollte. — Sie besaß eine solche Schamhaftigkeit und liebte die jungfräuliche Reinheit so sehr, dass sie in Schrecken geriet, als sie aus des Engels Munde vernahm, dass sie Mutter werden sollte. Doch sie hat Jesus empfangen nicht aus dem Willen des Mannes oder des Fleisches, sondern auf eine wunderbare Weise ist Er empfangen worden vom Heiligen Geiste.

R.P. Leonhard Goffine, Katholische Handpostille, kleine Ausgabe bearbeitet von P. Theodosius Florentini. Verlagsanstalt Benzinger & Co. A.G. vermutlich 1896.

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