XI. Einige „Schlüssel-Wörter“ der synodalen
Debatte
Die „Zauberworte“
83.
FRAGE: Ein Dokument der Synode wies
darauf hin, dass es in der kirchlichen Pastoral auch eine „Umkehr der Sprache“ (Relatio
post disceptationem, Nr. 33) geben
müsse. Während und nach der Synode konnte man in der Debatte über die Lage der
Familie eine Betonung bestimmter Schlüsselwörter bemerken, die dem behandelten
Thema eine gewisse ideologische Note gaben. Zum Beispiel warf die Synode schon
in ihrem Vorbereitungsdokument Nr. 1
ein Licht auf „die breite Aufnahme, die
heutzutage die Lehre über die göttliche Barmherzigkeit und die Zärtlichkeit
gegenüber den verletzten Menschen an den existentiellen und geographischen
Peripherien erfährt“. Was ist von diesen Schlüsselwörtern zu halten?
ANTWORT: „Verletzte Menschen“,
„Barmherzigkeit“, „Aufnahme“, „Zärtlichkeit“, „Vertiefung“ sind Beispiele von
Wörtern, die einseitig und vereinfacht gebraucht werden und die so eine Art
Talisman-Wirkung haben können. (Wir nennen sie hier „Zauberworte“.)
84.
FRAGE: Was sind diese „Zauberworte“?
ANTWORT: Ein „Zauberwort“ ist ein an sich
legitimer Begriff mit stark emotionalem Inhalt, der wegen seiner Flexibilität
ausgewählt wird und der unterschiedliche Bedeutungen aufnehmen kann,
entsprechend den Kontexten, in denen er angewendet wird. Die „Elastizität“ der
Bedeutung dieser Begriffe ermöglicht einen propagandistischen Gebrauch, und
macht sie anfällig für eventuellen Missbrauch für ideologische Zwecke.
Ein
„Zauberwort“ ist zum Beispiel ein nützliches Instrument, um eine „unbemerkte
ideologische Umwandlung“ durchzuführen, das heißt, einen Prozess, der die
Mentalität des „Patienten“ verändert, ohne dass dieser bemerkt, dass er von
einer legitimen Position zu einer illegitimen übergeführt wird. Manipuliert
durch die Propaganda erhält das „Zauberwort“ Bedeutungen, die sich immer mehr
den ideologischen Positionen nähert, zu denen es den „Patienten“ hinführen
will. (vgl. Plinio Corrêa de Oliveira, Unbemerkte ideologische Umwandlung und Dialog“, deutsch bei Editora
Vera Cruz Ltda., São Paulo, Brasilien, 1967, 3. Kapitel; siehe auch
Warwick Neville, Manipolazione del
linguaggio [Manipulation der Sprache],
in Lexicon, S. 630-639).
Dieses
Verfahren ist leicht anzuwenden, auch im klerikalen Umfeld. Der Gebrauch
gewisser Begriffe kann die Gläubigen so beeinflussen, dass sie ein moralisches
Urteil durch ein sentimentales Urteil ersetzen, oder ein substantielles Urteil
durch ein formelles, sodass am Ende dann Dinge, die zuvor als verwerflich
betrachtet wurden, dann als gut oder annehmbar akzeptiert werden.
Die „Vertiefung“
85.
FRAGE: Gibt es Beispiele von
„Zauberwörtern“, die auf der Synode gebraucht wurden?
ANTWORT: Wir haben den Fall des Wortes
„Vertiefung“. Im gängigen Sprachgebrauch bedeutet es ein besseres Verständnis
eines Begriffs oder einer Realität, um deren Grundlagen zu verstehen. In der
Propaganda der Massenmedien jedoch wird es gebraucht, um Änderungen in der
Beurteilung eines Begriffs oder einer Realität – im permissiven Sinn - zu
bezeichnen, bis sogar die jeweiligen Fundamente geleugnet werden.
„Die sogenannten ,Vertiefungen‘ sind also, nach
den Absichten derer, die sie erreichen wollen, wesentliche Änderungen in der
bisher vom kirchlichen Lehramt weitergegebenen Lehre, die man besser als Bruch
mit der Tradition bezeichnen sollte. Es handelt sich um kleine Schritte in
Richtung neuer Regeln, die die Struktur der kirchlichen Disziplin als solche
revolutionieren und damit einen wahren Bruch mit der Lehre des Lehramts herbeiführen
würden. (…) Ich finde den Gebrauch der Bezeichnung ,Vertiefung‘ ziemlich
heuchlerisch, weil es in Wirklichkeit um eine Reform der Kirche geht, die am
Ende die dogmatischen Fundamente ihres Glaubens und ihrer Disziplin außer Kraft
setzen würde“ (Msgr. Antonio Livi, ehem. Rektor der Philosophischen
Fakultät der Päpstlichen Lateran Universität, Approfondimento della dottrina? No, è tradimento [Vertiefung der
Lehre? Nein, das ist Verrat], La nuova
Bussola Quotidiana, 21. Dezember 2014).
86.
FRAGE: Könnte man vielleicht sagen, dass die gegenwärtige Lage der
Gleichgültigkeit gegenüber dem katholischen Glauben es verlangt, dass die
Wahrheit und die moralischen Regeln stufenweise vorgeschlagen und angewendet
werden, nach Maßgabe des Gewissens des Einzelnen oder des Publikums?
ANTWORT: Die fortschreitende Kenntnis des
Sittengesetzes befreit den Gläubigen nicht von der Pflicht, es vollständig zu
kennen und zu praktizieren.
„Jedoch können sie (die Ehegatten) das Gesetz nicht als
ein reines Ideal auffassen, das es in Zukunft einmal zu erreichen gelte,
sondern sie müssen es betrachten als ein Gebot Christi, die Schwierigkeiten mit
aller Kraft zu überwinden. Daher kann das sogenannte ‚Gesetz der Gradualität‘
oder des stufenweisen Weges nicht mit einer ‚Gradualität des Gesetzes‘ selbst
gleichgesetzt werden, als ob es verschiedene Grade und Arten von Gebot im
göttlichen Gesetz gäbe, je nach Menschen und Situationen verschieden. (hl.
Johannes Paul II., Familiaris Consortio,
Nr. 34).
Die „verletzten Menschen“
87. FRAGE:
Und wer wären die „verletzten Menschen“?
ANTWORT: In der aktuellen Debatte
bezieht sich diese Formulierung auf Menschen, die im Stand der schweren und
öffentlichen Sünde leben: unverheiratet Zusammenlebende, wiederverheiratete
Geschiedene, homosexuelle Paare usw. Dadurch, dass man sie als „verletzt“
bezeichnet, umgeht man ein moralisches Urteil, indem man nur einen Aspekt ihrer
konkreten Situation hervorhebt, der zwar richtig, aber zweitrangig ist. Also
bezeichnet man sie mit einem Begriff, der Mitleid erzeugen soll: es sind ja nur
„verletzte Personen“, vielleicht unschuldige Opfer, denen man keine schwere
Schuld auferlegen darf.
Angesichts
einer „verletzten Person“ ist natürlich die normale Reaktion, sich ihr zu
nähern, um zu helfen. In unserem Fall wird, um das psychologische Leid der
jeweiligen Person nicht weiter zu verschlimmern, auf diese Weise jegliches
moralische Urteil als unangebracht zurückgewiesen. Statt dessen wird empfohlen,
diesen Personen mit einem Gefühl von „Barmherzigkeit“ und „Zärtlichkeit“
entgegenzukommen, als einzige Basis für eine Bewertung ihrer Situation und
damit für eine ihr angemessene Pastoral. Am Ende dieses Prozesses besteht die
Gefahr, dass vor lauter Mitleid der sündhafte Zustand auch noch gerechtfertigt
wird. Das bedeutet eine Änderung der Grundwerte der kirchlichen Lehre, alles,
um der „verletzten Person“ nicht noch mehr Leid zuzufügen.
88.
FRAGE: Ist dies nicht genau die in dem bekannten Gleichnis vom „barmherzigen
Samariter“ empfohlene Haltung?
ANTWORT: Im Gegenteil. Das schöne Gleichnis
vom „barmherzigen Samariter“ wird hier missverstanden. Wenn es nach der
heutigen dominierenden Mentalität ausgelegt würde, würde es tatsächlich zu
einem paradoxen Ergebnis führen. Der helfende Samariter wäre demnach so bemüht,
weitere Leiden des Verwundeten zu verhindern, die Schwere seiner Verletzungen
zu verharmlosen und ihn vor schmerzhaften Behandlungen zu bewahren, die seine
Heilung herbeiführen könnten, dass er sich nur darum kümmern würde,
schmerzlindernde Medikamente zu verabreichen. Damit würde er ein
vorübergehendes Leiden in ein chronisches verwandeln. Um den Verwundeten nicht
mit Schuldgefühlen zu beunruhigen, würde der Helfer ihm auch nicht empfehlen,
den gefährlichen Weg, auf dem er überfallen wurde, in Zukunft zu meiden; der
Ärmste, schlecht gepflegt und schlecht beraten, liefe daher Gefahr, dasselbe
noch einmal zu erleben.
Die „Barmherzigkeit“
89.
FRAGE: Ein anderes, in der
Synodendebatte häufig verwendetes Schlüsselwort war „Barmherzigkeit“. Wenn Gott
den Sündern immer vergibt, sollte da nicht auch die Kirche Barmherzigkeit
walten lassen und ihre Strenge im Hinblick auf den Zugang von Menschen, die in
ungeordneten Verhältnissen leben, zu den Sakramenten etwas mildern?
ANTWORT: „Dies greift als sakramentaltheologisches Argument zu kurz. Die gesamte
sakramentale Ordnung ist ein Werk göttlicher Barmherzigkeit und kann nicht
durch Berufung auf das Prinzip, auf das sie sich stützt, aufgehoben werden.
Durch die sachlich falsche Berufung auf die Barmherzigkeit besteht zudem die
Gefahr einer Banalisierung des Gottesbildes, wonach Gott nichts anderes vermag
als zu verzeihen. Zum Geheimnis Gottes gehören neben der Barmherzigkeit auch
seine Heiligkeit und Gerechtigkeit. Wenn man diese Eigenschaften Gottes
unterschlägt und die Sünde nicht ernst nimmt, kann man den Menschen letztlich
auch nicht seine Barmherzigkeit vermitteln. (…) Die Barmherzigkeit Gottes ist
keine Dispens von den Geboten Gottes und den Weisungen der Kirche“
(Kardinal Gerhard Müller, Die
Unauflöslichkeit der Ehe und die Debatte in Bezug auf die zivil
Wiederverheirateten und die Sakramente, in In der Wahrheit Christi verbleiben: Ehe und Kommunion in der
katholischen Kirche, Echter Verlag, Würzburg, 2014, S. 127).
„,Barmherzigkeit‘ ist ein
weiteres Wort, das leicht missverstanden werden kann (…) Da sie mit der Liebe
zusammenhängt, wird die Barmherzigkeit, gleich der Liebe, gegen das Recht und
die Gerechtigkeit ausgespielt. Aber man weiß genau, dass es keine Liebe ohne
Gerechtigkeit und Wahrheit gibt, dass es keine Liebe gibt, wenn man gegen die
Gesetze handelt, seien es göttliche oder menschliche. Der hl. Paulus entgegnet
denjenigen, die seine Aussagen über die Liebe falsch interpretiert haben, dass
„die Regel die Liebe (ist), die die Werke des Gesetzes vollbringt“ (Gal 5,14).
(…) Angesichts des göttlichen Gesetzes gibt es keinen Widerspruch zwischen
Barmherzigkeit und Gerechtigkeit, Strenge des Gesetzes und Barmherzigkeit der
Vergebung. (…) Die Befolgung eines göttlichen Gesetzes kann nicht als der Liebe
und Barmherzigkeit zuwiderlaufend dargestellt werden. Jedes Gebot Gottes,
selbst das strengste, enthält das Antlitz der göttlichen Liebe, wenn auch nicht
immer der barmherzigen Liebe. Das Gebot der Unauflöslichkeit der Ehe und der
ehelichen Keuschheit ist eine Gabe Gottes und kann nicht als Gegensatz zur
Barmherzigkeit Gottes gesehen werden. (…) Im konkreten Fall ist die
missbräuchliche Anrufung der Barmherzigkeit nichts weiter als eine Übertretung
des göttlichen Gesetzes“ (Kardinal Velasio de Paolis, Vortrag a.a.O , SS
27 und 22).
90. FRAGE: In den Diskussionen rund um die Synode führt die Betonung der
Barmherzigkeit dazu, dass irreguläre Situationen nicht mehr vom Standpunkt von
Recht und Pflicht, sondern vom Standpunkt des Verständnisses und der Vergebung
aus betrachtet werden, „nicht aus dem
Blickwinkel eines moralischen Urteils, sondern aus der Sicht der
Verletzlichkeit der Personen“ (Zitat aus den Schriften der heterodoxen Lobby,
die sich „Wir sind Kirche“ nennt). Wäre dies nicht eine authentisch
christliche Sichtweise?
ANTWORT: Die Kirche kann sich nicht wie ein
Schwindler benehmen, der Leidende betrügt, indem er ihnen einen Trank anbietet,
der die Schmerzen weniger spürbar, die Krankheit aber schlimmer macht. Die
Kirche ist vielmehr verpflichtet, dem Beispiel des guten Samariters, der
Christus darstellt, zu folgen und wie ein weiser Arzt zu handeln, der die
seelisch Kranken und Verwundeten wirklich heilen will, indem er die
wirkungsvollste, wenn auch schmerzhafte, Medizin verwendet, die den Leidenden
von den Gebrechen heilt und vor Rückfällen schützt. Das setzt voraus, dass die
Kirche den Patienten die Schwere und Ernsthaftigkeit ihrer Krankheit nicht
verheimlicht und auch deren Verantwortung nicht verharmlost, sondern ihnen
vielmehr Augen und Herzen öffnet, bevor sie ihre Wunden schließt.
Gewiss
muss die Heilung schonend sein, das heißt, die Verletzlichkeit der Person muss
berücksichtigt werden. Aber eine solche Vorsicht muss immer noch in erster
Linie die Heilung im Auge haben, anstatt sie zu verhindern, in der Illusion mit
palliativen Mitteln einem Kranken helfen zu können, der die Arznei, die ihm
wirklich helfen könnte, ablehnt. Man darf auch nicht die Verletzlichkeit eines Kranken, der unter einer schmerzhaften
Therapie leidet, mit der Empfindlichkeit
dessen verwechseln, der die Heilung verweigert.
„Der Weg der Kirche (…) ist immer der Weg Jesu:
der Weg der Barmherzigkeit und der Eingliederung. Das bedeutet nicht, die
Gefahr zu unterschätzen oder die Wölfe in die Herde eindringen lassen, sondern
den verlorenen reuigen Sohn aufzunehmen, entschieden und mutig die Verletzungen
der Sünde zu heilen“ (Papst Franziskus, Predigt am 15. Februar 2015 zum
Abschluss des Konsistoriums).
91.
FRAGE: In der synodalen Debatte ist die „Barmherzigkeit“ das leitende
Kriterium für die Pastoral geworden. Sollte dieses Kriterium nicht über die
Forderungen der Sittenlehre gestellt werden, so dass deren Bewertung dadurch
verändert werden kann?
ANTWORT: Die Barmherzigkeit kann über die
Gerechtigkeit siegen, aber sie kann ihr nicht zuwiderlaufen, weil sie dann
ungerecht wäre. Sie kann auch nicht die Wahrheit leugnen, weil sie dann falsch
wäre. Außerdem kann sie, gerade weil sie sich auf der praktischen Ebene
befindet, auch nicht in die Lehre eingreifen, was bedeutet, dass sie das moralische
Urteil über eine Verhaltensweise nicht beeinflussen kann. Andernfalls fiele
eine solche „Barmherzigkeit“ unter die bekannte biblischen Verurteilung: „Wehe jenen, die das Böse als Gut, das Gut
als Böse bezeichnen, die Finsternis als Licht und Licht als Finsternis
hinstellen, die Bitter als Süß und Süß als Bitter hinstellen!“ (Is 5,20).
„Man darf die Liebe nicht mit der Barmherzigkeit
identifizieren. Diese ist sicher ein Aspekt der Liebe und ist Liebe, indem sie
das Gute mitteilt, das jedes Böse beseitigt. Die Liebe kann sich aber auch
dadurch ausdrücken – und in einigen Fällen muss sie es tun –, dass sie die
Barmherzigkeit verweigert, wenn diese als eine wohlwollende Duldung oder, schlimmer noch, als eine
Billigung [des Bösen] verstanden wird“ (Kardinal Velasio De Paolis,
Vortrag, S. 22)
„Die
Barmherzigkeit als Tugend ist mit der Gerechtigkeit keineswegs unvereinbar. (…)
Wir dürfen keine ungerechte Barmherzigkeit walten lassen, denn das wäre eine
völlige Verfälschung der göttlichen Offenbarung. (…) Eine ungerechte Handlung
ist somit nie barmherzig. Die Barmherzigkeit unterscheidet sich vom bloßen
Mitleid dadurch, dass die Barmherzigkeit, ,das Elend des anderen beseitigen
will‘; oder mit anderen Worten, die Barmherzigkeit bekämpft aktiv das Böse, in
dem der Mensch verfangen ist. Ein falscher Trost, der darin besteht, eine Sünde
als ,lässlich‘ zu bezeichnen, stellt keine Barmherzigkeit dar, wenn man
denjenigen, der davon betroffen ist, nicht von dem Übel erlöst. (…) Das
Erbarmen kommt aus der Liebe zu der Person, um sie vom Übel der Untreue zu
erlösen, die sie bedrückt und die sie an einem Leben in Vereinigung mit Gott
hindert. Das ist etwas völlig anderes, als die Untreue ohne eine innere
Erneuerung durch die Gnade einfach zuzulassen, so, als würde Gott unsere Sünden
zudecken, ohne unser Herz durch Reinigung zu bekehren. Es handelt sich hierbei
um einen wichtigen dogmatischen Unterschied zwischen der katholischen und der
lutherischen Rechtfertigungslehre“ (J. J. Pérez-Soba, Die Wahrheit des Ehesakraments, in Pérez-Soba
und Kampowski, a.a.O. SS. 66-69).
92.
FRAGE: Sollte die Kirche nicht weniger
als strenge Lehrmeisterin und Richterin, sondern vielmehr in erster Linie als
eine barmherzige Mutter erscheinen?
ANTWORT: „Auch auf dem Gebiet der
ehelichen Moral handelt die Kirche als Lehrerin und Mutter. Als Lehrerin wird
sie nicht müde, die sittliche Norm zu verkünden, welche die verantwortliche
Weitergabe des Lebens bestimmen muss. Diese Norm ist nicht von der Kirche
geschaffen und nicht ihrem Gutdünken überlassen. In Gehorsam gegen die
Wahrheit, die Christus ist, (…) interpretiert die Kirche die sittliche Norm und
legt sie allen Menschen guten Willens vor, ohne ihren Anspruch auf Radikalität
und Vollkommenheit zu verbergen. Als Mutter steht die Kirche den vielen
Ehepaaren zur Seite, die in diesem wichtigen Punkt sittlichen Lebens
Schwierigkeiten haben. (…) Aber es ist die eine Kirche, die zugleich Lehrerin
und Mutter ist. Deswegen hört die Kirche niemals auf, aufzurufen und zu
ermutigen, die eventuellen ehelichen Schwierigkeiten zu lösen, ohne je die
Wahrheit zu verfälschen oder zu beeinträchtigen.(…) Darum muss die konkrete
pastorale Führung der Kirche stets mit ihrer Lehre verbunden sein und darf
niemals von ihr getrennt werden. Ich wiederhole deshalb mit derselben
Überzeugung die Worte meines Vorgängers: ,In keinem Punkte Abstriche an der
Heilslehre Christi zu machen, ist hohe Form seelsorglicher Liebe‘“(hl. Johannes Paul II.,
Familiaris Consortio, Nr. 33).
„Ferner, wenn nichts von der Heilslehre Christi zu unterschlagen eine
hervorragende Ausdrucksform der Liebe ist, so muss dies immer mit Duldsamkeit
und Liebe verbunden sein; dafür hat der Herr selbst durch sein Wort und Werk
den Menschen ein Beispiel gegeben. Denn obwohl er gekommen war, nicht um die
Welt zu richten, sondern zu retten, war er zwar unerbittlich streng gegen die
Sünde, aber geduldig und barmherzig gegenüber den Sündern“ (sel.
Paul VI., Humanae Vitae, 29).
Quelle:
„Vorrangige Option für die Familie“
100 Fragen und 100 Antworten im Zusammenhang mit der Synode
von S.E. Erzbischof Aldo di Cillo Pagotto SSS, S.E. Bischof Robert F. Vasa und S.E. Weihbischof Athanasius Schneider
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