... die ja eine Sklavin
Gottes ist?
Warum soll man anstatt Unseres Herrn Jesus Christus ein
Sklave Mariens sein, fragt der hl. Ludwig, da ja Maria auch Sklavin ist? Sagt
sie nicht von sich selbst „ecce ancilla Domini“? Wenn Maria Sklavin ist,
darf sie Sklaven haben? Welchen Sinn hat das?
Der hl. Ludwig bezieht sich auf die mystischen Beziehungen
Mariens zu Jesus und, ohne den Satz des hl. Paulus „So lebe nun nicht mehr
ich, es lebt in mir Christus“ (Gal. 2, 20) zu erwähnen, weist er darauf
hin, dass Jesus Christus in jenem Menschen lebt, der sich auf den Weg der
Heiligung befindet. Wenn der Stand der Heiligkeit erreicht ist, dann lebt jener
nicht mehr, sondern Christus in ihm.
Da nun Maria vollkommen heilig ist, so lebt auch Christus
vollkommen in ihr. Wollte man eine Trennung zwischen Maria und Jesus
herstellen, als ob es möglich wäre, sie zu lieben ohne Jesus zu lieben oder sie
zu verehren ohne zugleich Jesus zu verehren, käme die einem Versuch gleich, in
einer Flamme die Wärme vom Licht zu trennen. Es sind Elemente, die man
unterscheiden aber nicht trennen kann. Mit dem Gleichnis möchte ich das Thema
ein wenig deutlicher machen. Wie die Legende oder auch die Geschichte erzählt
wurden die Paare Karls des Großen ausgebildet, um ihm eine Stütze für ein
großes Werk zum Schutze der Kirche und der Gründung eines christlichen
Imperiums zu sein. Karl bildete sie zum Kampf und zum Krieg heran, so dass sie
seinen Rittergeist, seine Ideen und seine Prinzipien in sich aufnahmen, um sie
in ihrem eigenen Leben anzuwenden.
Sie sind die Abbilder des Kaisers, durch die wir uns besser
in die Kenntnis des Werkes, der Mentalität und des Lebens Karls des Großen
vertiefen können. Würden wir über ihn keine historischen Unterlagen besitzen,
könnten wir uns anhand der Geschichte seiner Paare eine Vorstellung von ihm
machen.
Das Gleiche geschieht mit den Heiligen in Bezug auf Jesus Christus. Sie sind alter Christus, üben
die Tugenden heldenhaft aus und ahmen Unseren Herrn nach. Noch vielmehr stimmt
das im Falle Mariens, denn sie ist ja in ganzer Fülle alter Christus.
Die Anrufung aus der Lauretanischen Litanei speculum justitiae, Spiegel, Spiegel
der Gerechtigkeit, ist in diesem Sinne sehr bedeutungsvoll, weil ein Spiegel
das Objekt in unübertrefflicher Genauigkeit wiedergibt.
Wenn wir Maria, den „Spiegel der Gerechtigkeit“, lieben, bewundern und verehren wir die Gerechtigkeit selbst, d.h. Unseren Herrn Jesus
Christus.
Warum sollen wir vorzüglich Sklaven Mariens sein? Der hl.
Ludwig gibt uns dazu ein Gleichnis: In einem Königreich sind alle Untertanen in
gewisser Hinsicht Sklaven des Königs, aber einige stehen im Dienst der Königin: über diese besitzt sie besondere
Rechte.
So ist es auch in der katholischen Kirche und im Universum.
Da alle Menschen Sklaven Gottes von Natur aus sind, ist es möglich, dass einige
sich Maria anbieten, ihre Sklaven zu sein, um ihr besonders zu dienen, zu
rühmen und für sie zu kämpfen. Dies sind die
Berufenen zu einer besonderen Andacht zu ihr, so wie sie im Goldenen
Buch empfohlen ist.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen