13.08.2018

Den Pfad der Sühne



Den Pfad der Sühne suche ich, ungesehen,
Einsam und stumm, von dunkeln Gram umschauert,
Dass würde nicht die Schande überdauert
Und letzter Adel musste untergehen.

Geliebte Züge sehe ich rasch verwehen,
Den Pfad verschüttet und die Gruft vermauert:
Das Hohe, das mein frierend Herz betrauert,
Wird nimmermehr im Volke auferstehen.

Und fremd und fremder fühle ich mich werden.
Die Schuld allein, die niemand sühnen kann,
Hält mich am Menschen noch und zwingt zu sühnen.

Wer nennt sich frei, wer nennt sich rein auf Erden?
Doch ist’s wie Schimmern und gebrochener Bann,
Wo meiner Toten ewige Kränze grünen.

1945

Quelle: Die Sonette – Reinhold Schneider – von Leben und Zeit, dem Glauben und der Geschichte – Verlag Jakob Hegner – Köln und Olten

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