Einen größeren Lobredner hätte Johannes nicht haben können als Jesus
Christus selbst, der ihn bald einen Engel (Mt 11,10), bald den größten
Propheten (LK 7,28), bald eine brennende, Licht verbreitende Leuchte (Joh 5,35)
nennt. Es ist, sagt Er von ihm (Mt 11,11), unter allen, die von einer Frau (auf
gewöhnliche Weise)geboren wurden, kein größerer aufgestanden, als Johannes der
Täufer. Wie Isaias, war er zum Bußprediger und zum Verkünder des Messias
auserwählt. Der Herr hatte ihn daher vom Mutterleibe an schon groß gemacht,
indem er seine Geburt durch einen Engel vorsagen ließ, ihm selbst den Namen
gab, ihn im Mutterleibe durch die Gegenwart Christi heiligte. Um der Welt und
ihren Reizen zu entgehen, und sich zu seinem wichtigen Amt vorzubereiten, zog
Johannes sich in die Wüste zurück, lebt da gleich einem Engel und unterhielt
sich allein mit Gott und dem, was seinen Beruf anging. Seine Speise waren Heuschrecken
und wilder Honig; seine Kleidung ein raues Gewand, seine Lagerstätte der hart
Erdboden. So lebte er bis in sein dreißigstes Jahr; da musste er auf Befehl
Gottes die Ankunft des Messias verkündigen, den er später selbst getauft und
der Welt als das Lamm Gottes gezeigt hat. Die Pflicht, wahre Buße zu tun, trug
er mit ungemeinem Eifer und Mute vor. Gleichwie Schwert und Pfeil verwunden, so
verwundete er durch Ermahnungen, durch Drohungen der göttlichen Strafe und durch
sein Beispiel die Herzen seiner Zuhörer und mahnte sie nachdrücklich, sich
durch wahre Buße zur Annahme der Gnade durch den Messias vorzubereiten.
Da ihn
der Eifer für die Ehre Gottes antrieb, dem Herodes seinen unerlaubten Umgang mit
seines Bruders Frau ernstlich vorzuhalten, wurde er von ihm ins Gefängnis
geworfen und auf Anstiften der ehebrecherischen Herodias enthauptet.
So schloss
dieser Diener Gottes seinen Luf und hinterließ allen Menschen die schönsten
Beispiele der Unschuld, der Buße und des heldenmütigen Seeleneifers.
Quelle: „Unterricht für das Geburtsfest des hl. Johannes des Täufers“, in Katholische Handpostille von R. P.
Leonhard Goffine, Verlagsanstalt Benziger & Co. K.G. Einssiedeln. Vermutlich
1896, S. 356ff.
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