24.06.2018

An den Heiligen Vater


 

Wann wirst du betend zu den Gräbern reisen
Und durch die Trümmerstädte segnend ziehn?
Sieh, wie die Dürstenden am Weg knien
Und die Zerknirschten dich als Retter preisen!

Du wirst die trocknen Brunnen wieder speisen
Am großen Tag, da die Entzweier fliehn;
Wo des Verderbers ganze Macht erschien,
Lenkst du den Geist nach rein bewahrten Kreisen.

Doch pilgre weiter bis zum fernsten Saume,
Da in der Steppe trüb der Brand verschwelt,
Geh' arm, verfolgt, in Christi Herrlichkeit!

Dein Segen baut am unsichtbaren Raume,
Den göttlich Leid und Menschenleid beseelt.
Wo du erscheinst, vollendest du die Zeit.
                                                                  [1944]

Quelle: Die Sonette – Reinhold Schneider – von Leben und Zeit, dem Glauben und der Geschichte
– Verlag Jakob Hegner – Köln und Olten


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