Der heilige Norbert von Xanten, geboren um 1082, ist dank Familienbande
bestens in der Reichselite vernetzt und verfügt über gute Kontakte zum
Königshof. Er macht Karriere im Xantener Stift und steigt bald zum
Hofkaplan unter Heinrich V. auf. Doch dann passiert es: Als er das
Angebot erhält, Bischof von Cambrai zu werden, lehnt er ab. Er vollzieht
eine Wende - zwar ohne seine alten Kontakte abzubrechen, aber: Dem
bequemen Leben eines abgesicherten und einflussreichen Kirchenmannes
kehrt er radikal den Rücken. Es ist ein Seitenhieb auf kirchliche
Verweltlichungstendenzen der Zeit und zugleich das Zeugnis eines Mannes,
der zurück zu den apostolischen Wurzeln des Christentums strebt. Fortan
lebt er wahlweise als Eremit oder zieht als charismatischer Bußprediger
übers Land. Die Massen strömen ihm zu und machen ihn populär. Bald
bietet ihm der Bischof von Laon an, im abgelegenen Waldtal von Prémontré
ein Kloster zu gründen - auch um Norbert wieder stärker in kirchliche
Strukturen einzubinden. 1120 schließlich legt er das Fundament für den
Prämonstratenserorden. Am Ende seines Lebens versucht er sich noch als
Erzbischof von Magdeburg an der Heidenmission im Osten. Der unbedingte
Glaube Norberts, ernsthaft in apostolischer Nachfolge zu leben, sich auf
die Grundprinzipien der Kirche zu besinnen und dies mit der
Missionsarbeit zu verbinden, weist uns auf einen wunden Punkt unserer
Tage hin: die allerorten grassierende Führungs- und Prinzipienschwäche,
die sich hinter der Fassade eines moralischen Relativismus verbirgt.
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