Der hochheilige Pfingsttag ist der
Geburtstag der heiligen Kirche; darum ist es billig, dass wir uns heute über
diese allein wahre Kirche Jesu Christi unterrichten.
Nichts ist gewisser und
offenkundiger als, dass Jesus Christus eine Kirche gestiftet hat. Die Propheten
haben ds Reich des Messias, die Kirche, vorausgesagt; die Synagoge war das
unvollkommene Vorbild der alle Völker umfassenden Kirche. Christus hat
ausdrücklich erklärt, dass er eine Kirche gründen werde: „Di bist Petrus, und
auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen“ (Mat 16,18). Und er hat diese
Verheißung erfüllt.
1) Sobald Jesus zu lehren anfing,
sammelte Er Jünger um sich; aus diesen wählte Er zwölf Apostel, und unter diesen
bestimmte Er den Petrus zum Oberhaupt und Fundament der Kirche.
2) Beim letzten Abendmahl setzte
Er das Opfer des neuen und ewigen Bundes ein und befahl den Aposteln, dieses
heilige Geheimnis allezeit zu feiern bis zu seiner Wiederkunft am jüngsten Tag
(1 Kor 11,26). Damit hat Christus den christlichen Gottesdienst und das
christliche Priestertum gestiftet.
3) Nach seiner Auferstehung hat
Christus den Aposteln alle Gewalt gegeben, die Er vom Vater hatte, und sie
hinausgesandt in die ganze Welt, um die Menschen zum Glauben an seine Lehre zu
bekehren , um ihnen seine Gnaden zu spenden, sie zu leiten und zu regieren.
Nachdem Christus in den Himmel
aufgefahren war und den Aposteln dem versprochenen heiligen Geist gesandt
hatte, predigten Petrus und die anderen Apostel nach dem Auftrag Christi in
Jerusalem, Judäa, Samaria und unter den Heidenvölkern in allen Ländern bis an
die Grenzen der Erde das Evangelium und nahmen alle, die da gläubig wurden, in
die Kirche auf. So hat sich die Kirche Jesu nach und nach überall ausgebreitet
und sich erhalten bis zum heutigen Tag.
Jesus hat nur eine Kirche
gestiftet, wie es auch nur eine Wahrheit, einen Glauben, einen Christus gibt.
Diese eine Kirche muss, wie
Christus selbst sichtbar auf Erden wandelte, ebenso als die eine, wahre
göttliche sichtbar und erkennbar sein, sonst wäre sie ja für die Menschen
zwecklos.
Man erkennt die wahre Kirche
Christi daran, dass sie einig, heilig, apostolisch und katholisch ist.
Sie muss 1) einig sein a) in ihrer
Lehre, so dass alle ihre Angehörigen auf der ganzen Welt sich zu dem nämlichen
Glauben bekennen; b) in den Sakramenten; c) in ihrem Oberhaupt, nicht nur dem
unsichtbaren (Christus), sondern auch in dessen sichtbarem Stellvertreter auf
Erden.
Sie muss 2) heilig sein in ihrem
Haupt, ihrer Lehre, ihrem Opfer und ihren sonstige Heilsmitteln, in ihrer
gesamten Einrichtung, die nur Gottes Ehre und der Menschen Heil bezwecken soll;
endlich in ihren Gliedern, welche durch die Befolgung der Lehre und Benutzung
der Gnadenmittel zur Heiligkeit geführt werden.
Sie muss 3) apostolisch sein, d.h.
ihre Lehre und ihre Einrichtung darf nicht neu sein, sondern muss von den
Aposteln herkommen, von ihnen ihren Nachfolgern übergeben worden sein.
Sie muss endlich 4) allgemein oder
katholisch sein, d.i. alle Zeiten und alle Orte umfassen, immer und überall die
ihr anvertraute Lehre verkündigen, weil sie für alle gegeben ist und alle, die
selig werden wollen, angewiesen sind, sie zu hören, ihr zu folgen.
Quelle: R. P. Leonhard Goffiné, „Katholische Handpostille“, Unterricht
für das hochheilige Pfingstfest – Unterricht von der allein wahren Kirche. Verlagsanstalt
Benzinger & Co.K.G., Einsiedeln, Waldshut, Köln a. Rh., Straßburg i.E.
vermutlich 1896. S. 195ff.
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