15.02.2018

Über die Fasttage


Fasttage sind jene Tage, an welche die Kirche gebietet, entweder durch Enthaltung von Fleischspeisen, oder zugleich durch nur einmalige Sättigung den Leib zu züchtigen und Gott ei Opfer der Abtötung zu bringen. Jene Tage, an welchen nur das Fleischessen verboten ist, heißen Abstinenztage, jene aber, an denen man zugleich mit einer einzigen Sättigung sich zu begnügen hat, gebotene Fasttage.
Die Kirche, zur Mutter der Gläubigen bestellt und zugleich durch den Beistand des Heiligen Geistes geleitet, kann auch Fasttage einsetzen, wenn sie solche  für das Wohl der Gläubigen nützlich erachtet.
Der natürliche Mensch fastet nicht gerne, darum hat man allerlei Einwände  gegen das Fasten erfunden. Man sagt:
1. „Das Fasten ist kein Gebot Gottes.“ — Aber es ist ein Gebot der Kirche, und die Kirche ist Gottes Stellvertreterin. „Wer die Kirche nicht hört, ist wie ein Heide.“ (Mt 18,17)
2. „Was zum Munde eingeht, verunreinigt den Menschen nicht, sondern was zum Munde ausgeht.“ (Mt 15,11) Ja, die Speise macht die Seele nicht unrein, wohl aber der Ungehorsam gegen Gott und die Kirche, der aus dem Herzen kommt.
3. „Das Fasten hat keinen Zweck.“ — Ein bloß äußerliches scheinheiliges Fasten allerdings nicht, aber ein solches will Gott nicht. Das rechte Fasten aber ist:
    Ein Mittel zur Beherrschung der Sinnlichkeit, zur Bändigung der Leidenschaften.
    Es erleichter die Andacht, das Gebet, die Betrachtung, die Geistestätigkeit.
    Es ist ein Werk der Selbstbeherrschung und Selbstverleugnung.
    Es ist eine Übung des Gehorsams gegen Gott und seine Kirche; ein Werk der Buße und Genugtuung für die Sünden der Sinnlichkeit; es hilft  uns zu Mitteln, Werke der Barmherzigkeit zu üben; es gehört wesentlich zur Nachfolge Jesu und seiner Heiligen, denn Christus und die Heiligen haben gefastet; und es übt auch den wohltätigsten Eimfluss auf den Körper, wie alle einsichtigen Ärzte und die Erfahrung bezeugen.
Dispensen vom Fasten
Es ist eine Unwahrheit, dass man mit Geld Fastendispensen erlangen kann. Die Kirche verwandelt das Fasten, das jemand nicht halten kann, in ein anderes gutes Werk, z.B. in ein Almosen, das aber niemand dem dispensierenden Priester zu geben braucht, wenn er nicht will.
Beim Fasten sollte man folgende Absichten haben:
1. Die Meinung, Jesu nachzufolgen und den Wert seines Fastens und Leidens sich anzueignen.
2. Die Absicht, der Heiligen Katholischen Kirche den schuldigen Gehorsam zu leisten.
3.Den Leib durch die Abtötung Gott zu einem wohlgefälligen Opfer zu machen.
4. Für die Sünden Genugtuung zu leisten.

Quelle: „Unterricht von den heiligen Tagen – III. Von den Fasttagen“, in Katholische Handpostille von R. P. Leonhard Goffine, Verlagsanstalt Benziger & Co. K.G. Einssiedeln. Vermutlich 1896, S. 9ff.


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