10.02.2018

Propheten in der Kirche Gottes


Es gehört zu den fatalsten Erscheinungen der jüngeren Kirchengeschichte, daß gewisse Ämter andere in sich aufgesogen haben oder gar verfolgten. Dadurch wurde vom Amtspriestertum die unerlässlich notwendige Funktion der Propheten und Charismatiker einfach verdrängt und stillgelegt. Wie etwas Unreines einfach abgelehnt, nur weil es unbequem ist, die Mahnungen zur Umkehr zu beherzigen. Nicht nur die Propheten des Alten Bundes wurden von den egoistischen Menschen stets verfolgt, sondern auch denen des Neuen Bundes erging es so. Sie wurden verfolgt und liquidiert wie Jesus Christus, weil die Botschaft unbequem war und das Gewissen aufrüttelte (Mt. 23, 2-34)!
Obwohl das Amstpriestertum das prophetische Amt nicht selbst auszuüben vermag und dieses sogar immer wieder verfolgt, wie die Pharisäer und Gesetzeslehrer den Gottessohn verfolgt haben, hat Gott seiner Kirche es doch nie an diesen unbequemen Mahnen zur Umkehr fehlen lassen. Die Funktion der Propheten ist nicht die von Rabbinern, Lehrern, Exegeten und Hermeneuten. Nicht allgemeine und prinzipielle Sätze sind der Inhalt der Prophetie, sondern der konkret kritische Aufruf an die konkrete Person, die konkrete Institution und Gemeinschaft.
Prophetie ist nicht identisch mit Kultur- oder Ideologiekritik, mit Zukunftsdeutung oder Weltverbesserertum. Der Prophet redet von Gott her, nicht aus sich selbst.
Ihn inspiriert der Zorn über das, was nicht sein soll in der Kirche und Gesellschaft, weshalb er nicht gerne gesehen ist.
Dieser heilige Zorn widerspricht nicht der Mahnung der Bergpredigt: Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet (Mt. 7, 1), denn er dient nicht der Verurteilung, sondern ist ein Ruf zur Bekehrung und Buße. Der Prophet nimmt sich in seiner Kritik nicht pharisäisch selbstgerecht aus, sondern stellt sich selbst mit unter das Gericht Gottes, dem alle unterworfen sind und dem niemand zu entrinnen vermag.
Die prophetische Rede muß im richtigen Augenblick erfolgen, da sie geschichtlich bedingt ist.
Die geistigen Wurzeln der gegenwärtigen Situation der Kirche reichen weit in die Vergangenheit hinein. Philosophie, Rationalismus und Aufklärung haben für den Eingriff des Transzendenten in die konkrete geschichtliche Situation nicht viel mehr als Gespött übrig und einige sich fortschrittlich dünkende Theologen und Priester hat es jeweils immer gegeben, die alles bagatellisieren möchten und mit dem Schlagwort „Privatoffenbarung“ alles abzutun versuchen. So, als ob der konkrete Anruf  Gottes nur dem Propheten selbst gelten würde, und nicht denen, an die er gesandt ist!
Es ist zwar das Glaubensgut voll geoffenbart durch Jesus, aber die Institution braucht immer wieder den Aufruf zur Umkehr und Buße!


Quelle: Reinigung der Erde – Prophezeiungen über die Zukunft der Menschheit – Josef Stocker – Mediatrix-Verlag – Wien

Keine Kommentare: