10.05.2017

Erscheinung des Engels von Portugal

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Vor den Erscheinungen Unserer Lieben Frau hatten Lucia, Francisco und Jacinta — Lucia de Jesus dos Santos, ihr Vetter Francisco Marto und ihre Kusine Jacinta Marto, die allesamt in den Dörfchen Aljustrel, Gemeinde Fatima, wohnten — drei Visionen des Engels von Portugal oder auch des Friedens.

Erste Erscheinung des Engels

Die erste Erscheinung des Engels ereignete sich im Frühling oder im Sommer des Jahres 1916 in einer Grotte am Cabeço-Hügel in der Nähe von Aljustrel. Nach dem Bericht von Lucia geschah folgendes:
„Wir hatten gerade angefangen zu spielen, als ein starker Wind die Bäume zu schütteln begann, so dass wir aufschauten, um zu sehen, was vor sich ging, denn der Tag war ja heiter gewesen. Da sahen wir in einiger Entfernung über den Bäumen, die nach Sonnenaufgang standen, ein Licht, weißer als der Schnee, das die Form eines durchsichtigen Jünglings hatte und mehr glänzte als ein von Sonnenstrahlen durchleuchteter Kristall.
Indem er sich näherte, konnten wir seine Züge entdecken: es war ein 14 bis 15 Jahre alter, sehr schöner Junge. Wir waren überrascht und einigermaßen hingerissen. Wir sprachen kein einziges Wort. Als er bei uns ankam, sagte er: ,Fürchtet euch nicht! Ich bin der Engel des Friedens. Betet mit mir!‘

Er kniete nieder und neigte die Stirn bis zur Erde. Von einer übernatürlichen Regung ergriffen, machten wir es ihm nach und wiederholten die Worte, die wir ihn sprechen hörten:
,Mein Gott, ich glaube an Dich, ich bete Dich an, ich hoffe auf Dich, ich liebe Dich. Ich bitte Dich um Verzeihung für alle jene, die nicht glauben, nicht anbeten, nicht hoffen und Dich nicht lieben‘. Nachdem er diese Worte dreimal wiederholt hatte, stand er auf und sagte:
,Betet so. Die Herzen Jesu und Mariens hören aufmerksam auf die Stimme eurer Bitten.‘ Und dann verschwand er.
Die übernatürliche Stimmung, die uns umgab, war so stark, dass wir uns lange Zeit nicht einmal der eigenen Existenz bewusst wurden, wir verblieben in der Stellung, in der er uns zurückgelassen hatte, und wiederholten immer wieder das gleiche Gebet.
Die Gegenwart Gottes war so lebhaft und innig zu spüren, dass wir es nicht einmal wagten, uns gegenseitig anzusprechen. Noch am folgenden Tag fühlten wir uns geistig von dieser Atmosphäre umgeben, die erst nach und nach abnahm.
Bei dieser Erscheinung dachte keiner von uns daran zu sprechen oder den anderen anzuraten, Stillschweigen zu wahren. Dies verstand sich ganz von selbst. Sie war so innig, dass es schwerfiel, auch nur das Geringste dazu zu sagen. Vielleicht hat sie uns am stärksten beeindruckt, weil sie die erste derart offenkundige war,“ (Vgl. Memórias II. S. 110-116; IV. S. 316 u. 318; De Marchi, S. 50-51; Walsh, S. 27-28, 39-40; Ayres da Fonseca, S. 119, 121; Galamba de Oliveira, S. 51-57)

Die zweite Erscheinung des Engels

Die zweite Erscheinung ereignete sich im Sommer 1916 über den Brunnen von Lucias Elternhaus, an dem die Kinder gerade spielten. Schwester Lucia erzählt, dass der Engel ihr und den Geschwisterkindern bei der Gelegenheit sagte:
„Was tut ihr da? Betet, Betet viel! Die Heiligsten Herzen Jesu und Maria haben Barmherziges mit euch vor. Bringt dem Allerhöchsten unablässig Gebete und Opfer dar.“
„Wie sollen wir uns opfern?“ - fragte ich.



„Aus allem, was ihr könnt, macht ein Opfer zur Sühne für die Sünden, durch die Gott beleidigt wird, und als Bitte um die Bekehrung der Sünder. So werdet ihr den Frieden auf euer Vaterland herabziehen. Ich bin sein Schutzengel, der Engel Portugals. Nehmt vor allem ergeben das Leiden an, das der euch schickt, und ertragt es mit Geduld.“
Dann verschwand er.
„Diese Worte des Engels haben sich tief in unseren Geist geprägt, wie ein Licht, das uns verstehen ließ, wer Gott war; wie Er uns liebte und geliebt sein wollte; den Wert des Opfers und wie es Ihm gefällig war; wie Er seinetwegen die Sünder bekehrte.“  (Vgl. Memórias II. S. 116; IV. S. 320, 322; De Marchi, S. 53; Walsh, S. 42; Ayres da Fonseca, S. 121-122; Galamba de Oliveira, S. 57-58)

Die dritte Erscheinung des Engels

Die dritte Erscheinung ereignete sich gegen Ende des Sommers oder zu Beginn des Herbstes 1916 wiederum in der Cabeço-Grotte. Schwester Lucia beschreibt die Ereignisse folgendermaßen:



„Als wir dahin kamen, begannen wir sogleich kniend und mit dem Gesicht auf die Erde das Gebet des Engels zu wiederholen: „Mein Gott, ich glaube an Dich, ich bete Dich an, ich hoffe auf Dich und liebe Dich usw.“
Ich weiß nicht, wie oft wir das Gebet wiederholt hatten, als wir über uns ein unbekanntes Licht strahlen sahen. Wir standen auf, um zu sehen, was da geschah, und erblickten den Engel, der in seiner Linken einen Kelch hielt und über diesem schwebte eine Hostie, von der einige Bluttropfen in den Kelch fielen. Er ließ den Kelch und die Hostie in der Luft schweben, warf sich neben uns auf die Erde nieder und wiederholte drei Mal das Gebet:
„Heiligste Dreifaltigkeit, Vater, Sohn und Heiliger Geist, ich bete Dich in tiefster Ehrfurcht an und opfere Dir auf den kostbarsten Leib, das Blut, die Seele und die Gottheit Jesu Christi, der in allen Tabernakeln der Erde gegenwärtig ist, zur Sühne für die Beleidigungen, Entweihungen und die Gleichgültigkeit, durch die Er selbst beleidigt wird. Und durch die unendlichen Verdienste Seines Heiligsten Herzens und des und des Unbefleckten Herzens Mariens bitte ich Dich um die Bekehrung der Armen Sünder.“
Daraufhin erhob er sich, nahm wieder den Kelch und die Hostie in die Hand und gab mir die Hostie, den Inhalt des Kelches gab er Jacinta und Francisco zu trinken, während er gleichzeitig sprach:
„Esst und trinkt den Leib und das Blut Jesu Christi, der von den undankbaren Menschen so entsetzlich beleidigt wird. Macht ihre Verbrechen wieder gut und tröstet euren Gott.“
Er warf sich dann wieder auf die Erde und wiederholt mit uns zusammen noch drei Mal dasselbe Gebet: „Heiligste Dreifaltigkeit … usw.“ und verschwand.
Angetrieben von der übernatürlichen Gewalt, die uns umgab, ahmten wir den Engel in allem nach, das heißt, wir warfen uns nieder wie er und wiederholten die Gebete, die er gesprochen hatte. Die Gewalt der Gegenwart Gottes war so Stark, dasss sie uns fast ganz aufsaugte und vernichtete. Sie schien uns sogar längere Zeit des Gebrauchs der körperlichen Sinne zu berauben. In diesen Tagen führten wir unsere materiellen Handlungen unter dem Antrieb desselben übernatürlichen Wesens aus, das uns dazu veranlasste. Groß waren der Friede und das Glück, die wir verspürten, aber nur weil die Seele innigst und ganz auf Geist konzentriert war. Die körperliche Niedergeschlagenheit war ebenfalls groß.
Ich weiß nicht, warum die Erscheinungen Unserer Lieben Frau ganz andere Wirkungen in uns hervorriefen. Dieselbe innige Freude, derselbe Frieden, dasselbe Glück. Aber statt der körperlichen Niedergeschlagenheit, eine gewisse gesprächige Behendigkeit; statt dieser Vernichtung in der Göttlichen Gegenwart, Jubel und Freude; statt der Schwierigkeit zu sprechen, eine gewisse mitteilsame Begeisterung. Aber trotz dieser Gefühle spürte ich die Eingebung zu schweigen, vor allem über einige Dinge nicht zu sprechen. Bei den Verhören fühlte ich eine innerliche Eingebung, die mir die richtigen Antworten zeigte, so dass ich mich nicht an der Wahrheit zu vergehen brauchte, und die Leute dennoch nicht erfuhren, was damals verborgen bleiben sollte.“ (Vgl. Memórias II. S. 118; IV., S. 322-326; De Marchi, S. 54-55; Walsh, S. 43-44; Ayres da Fonseca, S. 122-123; Galamba de Oliveira, S. 58-59)

Den Erscheinungen des Engels im Jahre 1916 waren drei andere Visionen zwischen April und Oktober 1915 vorausgegangen, bei denen Lucia und die drei weitere Hirtenmädchen, Maria Rosa Matias, Teresa Matias und Maria Justino, ebenfalls am Cabeço-Hügel, über dem Wald des Tales, „eine Art Wolke weißer als der Schnee, irgendwie durchsichtig und in menschlicher Gestalt“ gesehen hatten. Es war „eine Gestalt wie eine Staue aus Schnee, die die Sonnenstrahlen gewissermaßen durchsichtig machten.“ Diese Beschreibung stammt von Schwester Lucia selbst.


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Quelle: Fatima – Botschaft der Tragödie oder der Hoffnung – Antonio Borelli Machado – Hrsg.: Aktion „Deutschland Braucht Mariens Hilfe“ - DVCK e. V., Frankfurt am Main

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