28.05.2017

Eine Landeswallfahrt – Fatima




Für ein gläubiges Herz kann es kein erhebenderes Schauspiel geben als eine Marienwallfahrt nach Fatima. Schon vom Vortag an gleichen alle Straßen und Wege und Pfade Flüssen, deren Wasser gegen die Cova da Iria strömen.
Wenn man inmitten einer der Staubwolken, die alles einhüllen, stehenbleibt, um einen dieser Ströme zu betrachten, glaubt man eine endlose Prozession vor sich zu haben, so groß ist die  Andacht, mit der diese guten Leute den Rosenkranz beten und fromme Lieder singen. Doch gleichzeitig meint man einer folkloristischen Schaustellung beizuwohnen, die uns alle Volkstrachten Portugals und alle nur erdenklichen Verkehrsmittel vorführt. Endlos sind die Reihen, die an uns vorbeiziehen; jedes Alter und jeder Stand, jede soziale Klasse ist vertreten. Die meisten kommen zu Fuß; manche wandern 24, 48 und mehr Stunden; im Mai 1931 legte eine kleine Gruppe in neun Tagen 300 Kilometer zu Fuß zurück. Andere kommen zu Pferd, in Wagen, Lastwagen, Autos, Autobussen, ja sogar auf Ochsenkarren, die sich langsam ihren Weg durch das Getümmel bahnen.


Der Menschenstrom mündet in die Erscheinungskapelle: jeder will dort die Madonna Grüßen und sein Versprechen erfüllen. Und Maria steht dort in einer Ecke der Kapelle und empfängt alle ihre Kinder mit mütterlicher Liebe; kennt sie doch jeden von ihnen und wartete schon auf sein Kommen. Doch auch die Pilger kennen gar gut die Mutter. Mit inbrünstigen Glauben, mit Freudenträumen in den Augen begrüßen sie sie, schütten ihr Herz aus, erbitten ihre Hilfe, ja sie möchten ihr die Gnaden gleichsam anbringen. Die Eltern heben ihre Kinder empor, damit sie das Gnadenbild mit den Händchen erreichen, es küssen können, alle wollen ihren Rosenkranz und eine Menge Andachtsgegenstände daran anrühren, die sie dann gleichsam ausgestattet mit einer übernatürlichen Kraft, als Andenken mit nach Hause nehmen wollen.
Viele Männer und Frauen, oft ganze Familien, machen auf den Knien die Runde um die Kapelle, um ein Versprechen einzulösen, um Gnaden zu erlangen oder für schon gewährte Wohltaten zu danken; es ist das kein geringes Opfer inmitten dieses Gedränges, das dichter ist als ein Bienenschwarm, so das die Knienden, wenn auch ungewollt, doch ganz unvermeidlich gestoßen und getreten werden; oft ist ihr Weg von Blut gezeichnet, denn die scharfen Steine zerreißen die Knie.

Quelle: Maria spricht zur Welt – Geheimnis und Weltgeschichtliche Sendung aus Fatima – L. Gonzaga da Fonseca – Tyrolia-Verlag – Innsbruck – Wien - München

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