Papst Franziskus hat in seiner Generalaudienz vom 5.
August 2015 erklärt, dass wiederverheiratete Geschiedene nicht exkommuniziert
seien. Wörtlich: „Sie sind nicht exkommuniziert, sie sind ein Teil der Kirche.
Alle Christen sind eingeladen, den Guten Hirten nachzuahmen und wie er den
Verletzten nachzugehen.“
Dieser Satz ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit.
Natürlich sind diese Personen nicht exkommuniziert. Es gibt aber viele
Personen, die nicht exkommuniziert sind, die aber dennoch die
Heilige Kommunion(Eucharistie) nicht empfangen dürfen, weil sie sich im
Zustand einer schweren Sünde befinden.
Etliche Medien, auch katholische aus dem linken Spektrum,
wollen in den Sätzen des Papstes eine Kehrtwende der Gesamtkirche in der
Problematik der wiederverheirateten Geschiedenen erkennen.
So schreibt etwa die „Katholische Presseagentur
Österreichs“: „Ausführlich sprach er in seiner Katechese über den Umgang mit
wiederverheirateten Geschiedenen in der Kirche. Ob man diese Gruppe unter
bestimmten Umständen wieder zu den Sakramenten, insbesondere zur Eucharistie
zulassen soll, zählt derzeit zu den heißesten Eisen in der innerkirchlichen
Debatte.“
Dadurch wird suggeriert, der Papst denke über eine
Zulassung zur Kommunion nach. Doch aus der Ansprache des Papstes muss
vielmehr das Gegenteil interpretiert werden.
Franziskus erläutert nämlich ausführlich, wie
die Beteiligung von wiederverheirateten Geschiedenen aussehen kann.
Doch ein Empfang der Kommunion wird auffallend nicht erwähnt: „Wir wollen
Geschiedene, die in einer neuen Verbindung leben, ermutigen, ihre Zugehörigkeit
zu Christus und zur Kirche durch das Gebet, das Hören auf Gottes Wort, die
Teilnahme an der Liturgie, die christliche Erziehung der Kinder, die
Wohltätigkeit gegenüber den Bedürftigen und dem Einsatz für Gerechtigkeit und
Frieden zu unterstreichen.“
Das „heiße Eisen“ Eucharistie ist in diesem Katalog nicht
enthalten, was aber die Journalisten einfach übersehen.
Vor allem übersehen sie folgendes: Als Papst kann er
die Lehre der Kirche über die Unauflöslichkeit der Ehe (die zur Nichtzulassung
von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion führt) nicht ändern – auch
wenn er das persönlich so wollte. Die Unauflöslichkeit entspricht gar
göttlichem Recht. Aufgrund des Chaos, das die Medien in dieser Hinsicht vor der
Familiensynode schaffen, wäre es wünschenswert, wenn der Papst zu diesem Thema
eine klare Aussage treffen würde und damit die verwirrende Diskussion beendet.
Die „Katholische Nachrichten Agentur“ (KNA) will in der
Ansprache ein „Signal für die Synode“ erkennen. Doch wie kann eine
Selbstverständlichkeit ein „Signal“ sein? Jedes Kind weiß, dass die Sorge um
die Sünder zu den grundlegenden Aufgaben der Kirche gehört.
KNA beschreibt Banales als große Nachricht mit
Signalwirkung: „Für ihn (Anm.: den Papst) gibt es einen Unterschied
zwischen dem Ehepartner, der die Scheidung verursacht, und jenem, der sie
erleidet.“
Eigentlich trivial, doch der Artikel will wohl
suggerieren, dass es unterschiedliche Kategorien von wiederverheirateten
Geschiedenen gibt.
Das Wissen über Glaube und Religion ist heute dermaßen
zusammen geschrumpft, dass viele die Medienberichte nicht richtig deuten
können. Dieser Umstand wird ausgenutzt, um die Worte des Papstes zu
verdrehen oder zumindest Raum für falsche Interpretationen zu schaffen.
Mathias von Gersdorff
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