10.10.2008

Die Rolle der Gottesmutter in der Krise der heutigen Welt



Auszug aus dem Vorwort der argentinischen Auflage von „Revolution und Gegenrevolution“ von Prof. Plinio Correa de Oliveira




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Viele Katholiken kennen und bewundern heute die „Abhandlung über die wahre Andacht zu Maria“ des hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort, des großen Volksmissionas des 18. Jahrhunderts.
Weniger zahlreich sind aber diejenigen, die die ganze Wichtigkeit der Rolle Unserer Lieben Frau in der Gegenrevolution verstanden haben und die folglich auch die Notwendigkeit der Hingabe an Maria – unerläßlich für wahre Gegenrevolutionäre – erkannt haben. In dieser Zusammenfassung des Vorworts der argentinischen Ausgabe von „Revolution und Gegenrevolution“ werden die Übereinstimmungen dieses Buches mit der Abhandlung des hl. Ludwig Maria über die vollkommene Hingabe an Jesus durch Maria belegt.




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Der hl. Ludwig Maria wurde 1673 in Montfort-sur-Meu oder Montfort-la-Cane in der Bretagne geboren. Im Jahre 1700 zum Priester geweiht, widmete er sich bis zu seinem Tode im Jahre 1716 der Verkündigung des Wortes Gottes in Volksmissionen bei der ländlichen und städtischen Bevölkerung der Bretagne und der Normandie, des Poitou, der Vendée, von Aunis, Saintonge, Anjou und Maine.
Die Irrtümer seiner Zeit sah er nicht einfach ais die Früchte intellektueller Mißverständnisse an, die auf Menschen unleugbar guten Glaubens zurückzuführen gewesen wären - Irrtümer, die ein geschicktes und aufgeschlossenes Gespräch leicht zerstreut haben würde. Obwohl er immer zu einem freundlichen und gewinnenden Dialog bereit war, verlor er doch nie den ganzen Einfluß der Erbsünde und der zeitlichen Sünden sowie die gewaltige Aktivität des Fürsten der Finsternis in der Entstehung und Entwicklung des Kampfes der Bosheit gegen die Kirche und die christliche Zivilisation aus den Augen.





Die universelle Mittlerschaft Mariens





Man kann sagen, dass niemand die Hingabe an die Mutter der Barmherzigkeit auf eine höhere Stufe gehoben hat als er. Unsere Liebe Frau, durch göttliche Erwählung notwendige Mittlerin zwischen Jesus Christus und den Menschen, war der Gegenstand seiner ständigen Verehrung, das Thema seiner tiefsten und ureigensten Meditationen. Kein ernsthafter Kritiker kann ihnen das Prädikat genialer Eingebungen absprechen. Um die universelle Mittlerschaft Mariens - heute Glaubenswahrheit - baute der hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort eine ganze Mariologie auf, die das größte Denkmal aller Jahrhunderte für die jungfräuliche Mutter Gottes darstellt.
Ein wütender Sturm hatte sich gegen seine Predigt erhoben, entfesselt von den bloß weltlich Gesinnten; von den Skeptikern, die wütend waren angesichts so viel Glaubens und sittlichen Ernstes und schließlich den Jansenisten, die sich entrüsteten über eine derart große Hingabe an Unsere Liebe Frau, von der eine unbeschreibliche Sanftheit und Milde ausströmte.
Angesichts dieser ungeheuren Gewalt des Bösen zeigte sich unser Heiliger als Prophet. Mit feurigen Worten deckte er die Krankheitskeime auf, die Frankreich unterminierten, und sagte einen katastrophalen Umsturz voraus, der sich aus ihnen ergeben müsse. Das Jahrhundert, in dem der hl. Ludwig Maria starb, sollte nicht zu Ende gehen, bevor nicht die Französische Revolution auf unheilvolle Weise seine Vorhersage bestätigt hatte.





Was ist die heutige Revolution





Zunächst wollen wir einige Gedanken, die in „Revolution und Gegenrevolution“ enthalten sind, hier vorlegen.
Die Revolution wird in dem genannten Werk als ein gewaltiger Prozeß von Strömungen, Lehren, politischen, sozialen und ökonomischen Wandlungen dargestellt, der im letzten, um nicht zu sagen im allerletzten, von einem moralischen Verfall herrührt, der von zwei Hauptlastern bewirkt wird - dem Hochmut und der Unreinheit -, die im Menschen eine grundlegende Unvereinbarkeit mit der katholischen Lehre hervorrufen. Die katholisch Kirche, so wie sie ist; die Lehre, die sie vor Augen stellt; die gesamte Welt, die Gott geschaffen hat und die wir erkennen können, so glänzend in ihren verschiedenen Aspekten - all das erregt in dem tugendhaften, dem reinen und demütigen Menschen eine tiefe Bewunderung und Verehrung. Er empfindet Freude darüber, zu sehen, daß die Kirche und die Welt so sind, wie sie sind.
Aber wenn ein Mensch dem Laster des Stolzes oder der Sinnlichkeit ein wenig nachgibt, fängt eine Unvereinbarkeit mit den verschiedenen Aspekten der Kirche und der Ordnung der Welt in ihm en zu entstehen. Diese Unvereinbarkeit kann sich zum Beispiel zeigen in einer Abneigung gegenüber dem hierarchischen Charakter der Kirche; se kann sich aufspalten und auch die Hierarchie der weltlichen Gesellschaft betreffen; sie kann sich ferner in Hinblick auf die hierarchische Ordnung der Familie manifestieren. Und so kann ein Mensch durch die verschiedenen Formen des der Gleichmacherei in eine weltanschauliche Position geraten, in der er jedwede Ungleichheit sowie den hierarchischen Charakter der Welt verurteilt. Das wäre dann das Resultat des Hochmuts auf weltanschaulichem Gebiet.
In gleicher Weise kann man die Folgen der Unreinheit für das menschliche Denken umreißen. Der unreine Mensch beginnt im allgemeinen, dem Liberalismus zuzuneigen: ihn irritiert die Existenz einer Vorschrift, einer Bremse, eines Gesetzes, das dem Überschießen seiner Sinne Grenzen setzt. Und damit erscheint alles Asketische ihm unsympathisch. Aus dieser Abneigung entsteht natürlich auch eine Aversion gegen das Autoritätsprinzip, und so fort. Der Wunsch nach einer im wahrsten Sinne des Wortes anarchischen Welt - ohne Gesetze und ohne Institutionen -, in welcher der Staat nur eine riesige Genossenschaft wäre, das ist die höchste Entfaltung des Liberalismus, den die Unreinheit erzeugt hat.
Sowohl aus dem Stolz wie aus dem Liberalismus erwächst das Verlangen nach einer totalen Gleichheit und Freiheit, das den Kern des Kommunismus ausmacht. Ausgehend vom Stolz und von der Unreinheit entstehen so die bestimmenden Elemente eines Weltbildes, das dem Werk Gottes diametral entgegengesetzt ist.

Die heutige Rolle der Muttergottes





Da von der Gnade jede echte sittliche Bewahrung oder jede wahre moralische Erneuerung herrührt, ist es leicht, die Rolle der Mutter Gottes im Kampf zwischen der Revolution und der Gegenrevolution zu sehen.
Die Gnade hängt ab von Gott; nichtsdestoweniger aber wollte Gott durch einen freien Akt seines Willens die Austeilung der Gnaden von Unserer Lieben Frau abhängig machen. Maria ist die universale Mittlerin, der Kanal, durch den alle Gnaden strömen. Demnach ist ihre Hilfe unerläßlich, um eine Revolution zu verhüten bzw. um sie zu besiegen durch die Gegenrevolution.
Tatsächlich wird derjenige, der die Gnade durch ihre Vermittlung erfleht, sie auch erhalten. Wer sie ohne die Hilfe Mariens zu erlangen sucht, wird sie nicht erhalten. Wenn die Menschen der Gnade, die sie empfangen, entsprechen, dann verschwindet die Revolution automatisch. Umgekehrt ist es unausweichlich, daß die Revolution aufflammt und triumphiert, wenn sie ihr nicht entsprechen. Deshalb ist die Hingabe an die Mutter Gottes Bedingung „sine qua non“ für die Beseitigung der Revolution und für den Sieg der Gegenrevolution.
Ebenso, wenn ein Land den notwendigen und ausreichenden Gnaden treu bleibt, die es von Unserer Lieben Frau empfängt und wenn die Befolgung der Gebote in ihm Allgemeingut wird, ist es unausbleiblich, daß eine gute Gesellschaftsstruktur entsteht. Denn mit der Gnade kommt die Weisheit und mit der Weisheit nehmen alle Aktivitäten der Menschen ihren natürlichen, rechten Lauf.

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