21.10.2008

Klemens Maria Hofbauer

Die Wende zum 19. Jahrhundert war für Europa eine Zeit schwerer kriegerischer Auseinandersetzungen. Weit gefährlicher als die politischen Auswirkungen waren die Auswirkungen auf den Glauben und die Einheit der Kirche. Auch in Österreich hielten Staatskirchen und Aufklärung ihren Einzug. Theologie und Seelsorge wurden allzu sehr vom Rationalismus infiziert.

In Taßnitz bei Znaim in Südmähren wurde der Mann geboren, der ein entschiedener Vorkämpfer werden sollte. Sein Vater – ein Tscheche – er hatte seinen Namen Dvorak in Hofbauer eingedeutscht, seine Mutter war eine Deutsche. Mit einer zähen Energie verband sich ein tiefes Gemüt von solcher Empfindsamkeit, daß ihn seelische Erschütterungen tagelang auf das Krankenbett werfen konnten.

Diese Mischung slawischen und deutschen Blutes, die bäuerlich-ländliche Umgebung in den ersten zwanzig Jahren – der Vater war früh gestorben – und vor allem Einfluß seiner frommen Mutter formten zusammen mit der Gnade Gottes jenen rastlosen Arbeiter und ruhelosen Planer, jenen gütigen, geselligen, der in seiner selbstverständlichen Gläubigkeit, die so gar nicht in seine aufgeklärte Zeit paßte und gerade deswegen die Menschen anzog.

Auch seine Güte und sein unverwüstlicher Humor zogen die Menschen an. Er konnte manchmal heftig werden und aufbrausend. Er meinte dazu: „Ja, das ist leider mein Fehler, aber ich danke Gott dafür, daß ich ihn habe, sonst wäre ich versucht, mir selbst diese Hand zu küssen aus Respekt vor mir.“

Über die Jugend lastet ein schweres Opfer- der Verzicht auf das Priestertum. Er erlernte den Bäckerberuf im benachbarten Znaim. Im Alter von 21 Jahren konnte er schließlich das Studium beginnen. Doch zum Universitätsstudium fehlten ihm wieder die Mittel. Sollte ihm der Weg zum Priestertum für immer versperrt bleiben? Er scheint sich mit den Gedanken abgefunden zu haben; er wurde Einsiedler in Italien bei Tivoli, wo er den Namen Klemens erhielt. Die Einsiedler waren die Katecheten und Laienhelfer der damaligen Zeit.

Um sich weiterzubilden, besuchte er einen Katechetenkurs in Wien. Er fand einen Wohltäter. Durch eine glückliche Fügung fand er einen Wohltäter in Wien, der ihm das Studium ermöglichte. Vier Jahre studierte er nun in Wien.

Am 19. März 11785 legten er und der Remptoristenpater Hübl die Gelübde ab. Das Ideal dieses Ordens, den verlassen Menschen zu helfen, schien ihm das Richtig für ihn zu sein.
Am 29. März 1785 wurden beide im Dom zu Alatri zu Priestern geweiht.

Zwanzig Jahre wirkte Hofbauer in der polnischen Hauptstadt. In dieser Zeit wurde die Kirche St. Benno zu einem religiösen Mittelpunkt, nicht nur für die deutschen Katholiken, sondern für die ganze Stadt. Die Anfänge waren äußerst schwer. Der polnische Klerus und selbst der Bischof rührten keinen Finger für die Patres. Er begann dennoch. Er gründete eine Armenschule, die bald 350 Jungen unterrichten konnte.

Für die Begabteren entstand eine Lateinschule; eine Mädchenschule schloß sich an. Er ging selbst für seine Schützlinge betteln. Als ihm dabei ins Gesicht spie, sagte er nur: “Das war für mich, geben sie jetzt auch etwas für meine armen Kinder!“ Der Andere war bestürzt und beschämt und spendete sogleich eine größere Summe. Oft brachte er auf seinen Gängen durch die Stadt elternlose Kinder mit, die er auf der Straße aufgelesen hatte, und reinigte sie eigenhändig von Schmutz und Ungeziefer.

Um den allgemeinen Sittenzerfall ging es in der Seelsorge neue Wege. Er richtete in St. Benno eine “immerwährende Mission“ ein. Jeden Sonn- und Feiertag begannen bereits um fünf Uhr morgens. Den ganzen Tag wurden Gottesdienste gefeiert und Predigten gehalten. An den Wochentagen fand täglich Andacht mit Predigt statt. Ganz modern mutet die Gründung religiöser Vereinigungen an, der von den Laien angehörten. Hauptaufgabe dieser “Laienapostel“ war der mutige Einsatz gegen den reißenden Strom der Sittenlosigkeit und des Unglaubens.
Sein ständiges Bemühen, Redemporistenorden nördlich der Alpen heimisch zu machen, wurde erst möglich durch die Ernennung zum Generalvatikar jenseits der Alpen.

Seit 1788 besaß er die nötige Unabhängigkeit für die transalpinen Gründungen. Bereits zählte die Niederlassung in Warschau und Polen an die 40 Gründungen. Die Gründungsreisen führten nach Deutschland und in die Schweiz, ja bis nach Frankreich.

Durch Napoleon war Warschau zu Sachsen gekommen. Der eigentliche Befehlshaber blieb der französische Kaiser. Im Juni 1808 verfügte er die Aufhebung von St. Benno. Unter Militärbewachung wurden Ordensleute zur Festung Küstrin geschafft, von wo sie nach vier Jahren in die Heimat entlassen wurden. Hofbauer sah die meisten nie wieder.
Er selbst ging nach Wien.

Die Wiener Jahre, in denen er die bescheidene Stelle eines Beichtvaters bei den Ursulinen und des Kirchenrektors von St. Ursula einnahm. Durch die Strahlkraft seiner Persönlichkeit wurde er in Wien zum Ausgangspunkt einer katholischen Reform. Einfache Leute, Gebildete, Studenten und Professoren zählten zu seinen Beichtkindern.

Auf der Kanzel hatte er seine eigene Methode. er war alles andere als ein geborener Redner. Seine Ausdrucksweise war ziemlich derb. Und doch zog er ganz Wien unter seine Kanzel. Der einfache Priester wurde zum Mittelpunkt eines Kreises von bedeutenden Künstlern, Schriftstellern und Gelehrten.

Er forderte die Männer des Geisteslebens auf, gute katholische Bücher zu schreiben. Als Berater der Nuntien und des Kronprinzen Ludwig von Bayern hatte er direkt Einfluß auf die Verhandlungen beim Wiener Kongreß und maßgeblichen Anteil an der Verhinderung einer deutschen Nationalkirche.

Er starb nach schwerem Todeskampf am 15. März 1820. Klemens Maria Hofbauer wurde 1888 selig-., 1909 heilig gesprochen.

Literatur: Die Heiligen in ihrer Zeit, Mainz Bd II, 2. Aufl., 1966

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