06.11.2019

„Die Barmherzigkeit lässt das Leben aufblühen“


Gedanken zum Tag des Lebens, von
Bischof Dr. Ivo Muser

Der „Tag des Lebens“, den die italienische Kirche jedes Jahr am ersten Sonntag im Februar begeht, steht 2016 unter dem Leitwort: „Die Barmherzigkeit lässt das Leben aufblühen“. An diesem Tag sind wir in besonderer Weise eingeladen, für das Wunder des Lebens zu danken, indem wir unsere Freude über das Leben ausdrücken und unsere Verantwortung für das Leben erneuern.  Dieser Tag will uns daran erinnern, dass das Leben in all seinen Formen unsere Aufmerksamkeit und unsere Ehrfurcht verdient. Und vor allem will uns dieser Tag für den Glauben gewinnen, dass das Leben des Menschen heilig ist und immer mit Gott selber zu tun hat.

Glaube ist Bekenntnis zum Leben. Christinnen und  Christen glauben an Gott, den Schöpfer. Deswegen hat das Leben, vor allem das menschliche Leben, immer mit Gott selber zu tun. An Weihnachten feiern wir den „Geburtstag des Lebens“, an Ostern verkünden wir den Sieg des Lebens über den Tod; in jeder Eucharistiefeier verkünden und feiern wir die Lebenshingabe Jesu. Sein Tod schenkt uns das Leben und Auferstehung.
Dass das menschliche Leben heilig und damit unantastbar ist, von der Empfängnis bis zum Tod, ist eine innere Konsequenz des biblischen Gottes- und Menschenverständnisses. Das Leben in all seinen Formen verdient Ehrfurcht, Dankbarkeit, Staunen, Aufmerksamkeit, die Haltung dass wir nicht alles tun dürfen, was wir tun können.
In der Einstellung zur Schöpfung, zu allen Formen des Lebens, und vor allem i Umgang mit dem menschlichen Leben, entscheidet sich der Glaube an Gott selber. Leben darf nicht gegeneinander ausgespielt werden. Es ist gefährlich, Einteilungen zuzulassen und anzuwenden: ungeboren / geboren; gesund / krank; behindert / normal; jung / alt; lebenswert / lebensunwert. Die Geschichte ist voll von mahnenden Beispielen.
„Gott allein ist der Herr über Leben und Tod“ - das gilt auch heute. Hier gilt es um des Menschen und seiner von Gott geschenkten Würde willen – klar und unzweideutig zu sein.
Das „Jahr der Barmherzigkeit“ - das wir vom Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria am 8. Dezember 2015 bis zum Christkönigsfest am 20. November 2016 – feiern, ist ein ganz besonderer Anlass, um die „Heilige Pforte der Barmherzigkeit“ zu durchschreiten: Das tun wir, wenn wir mit den Menschen so umgehen, wie Gott selber es in seiner Barmherzigkeit tut. Ein aufrichtigen Dank gilt den vielen Menschen, die sich für das Leben einsetzen. Sie geben damit ein wichtiges Zeugnis christlicher Barmherzigkeit. Wer sich in den Dienst des Lebens und des Menschen stellt, entscheidet sich immer für Gott selber und für die Barmherzigkeit, die er uns schenken will.


Quelle: Lebe – Zeitschrift der Bewegung für das Leben – Südtirol – Ausgabe 126 – Januar-März 2016  

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