Wissen wir von unserer Empfängnis, wissen wir, was das
eigentlich bedeutet? Denn damals hat alles angefangen Neun Monate vor unserer
Geburt. Danach sind wir ins Leben getreten, ins Dasein, in die Existenz. Damals
habe ich begonnen und werde nie mehr, nie mehr enden. Ein zeitlicher Anfang für
eine ewige Existenz. Eigentlich etwas so wunderbares, dass in mich wundere,
warum wir nur von Maria und von Jesus den Tag der Empfängnis feiern. Den 8.
Dezember für Maria, dem 25. März – neun Monate vor Weihnachten – die Empfängnis
Jesu in Maria. Im Moment, da ich zu sein begonnen habe, im Moment meiner
Empfängnis hat Gott mir die unsterbliche Seele eingestiftet und geschaffen. Das
ist festes Lehrstück des katholischen Glaubens, und daher die unabdingbare
Würde jedes empfangenen Lebens, immer schon Mensch von Anfang an. Ich habe
begonnen. Ich bin nicht das Produkt meiner Eltern, auch wenn meine Eltern mir
das Leben geschenkt haben. Gott hat mich in diesem Augenblick erschaffen,
unverwechselbar und für immer. Wir sind im Moment unserer Empfängnis von Gott
gerufen, in dem er uns unsere unsterbliche Seele einstiftet. Grund genug, heute
ein frohes Fest der Immaculata zu feiern. - Christoph Kardinal Schönborn,
Erzbischof von Wien
Quelle: Das Wort Gottes für jeden Tag – Lesungen de Tages
und Impulse zum gelebten Glauben – St. Benno Verlag, Leipzig
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