Der
Kult, welcher der Eucharistie außerhalb der Messe erwiesen wird, hat einen unschätzbaren
Wert im Leben der Kirche. Dieser Kult ist eng mit der Feier des eucharistischen
Opfers verbunden. Die Gegenwart Christi unter den heiligen Gestalten, die nach der
Messe aufbewahrt werden – eine Gegenwart, die so lange andauert, wie die Gestalten
von Brot und Wein Bestand haben (45) –, kommt von der Feier des Opfers her und bereitet
auf die sakramentale und die geistliche Kommunion vor. (46) Es obliegt den Hirten,
zur Pflege des eucharistischen Kultes zu ermutigen, auch durch ihr persönliches
Zeugnis, insbesondere zur Aussetzung des Allerheiligsten sowie zum anbetenden Verweilen
vor Christus, der unter den eucharistischen Gestalten gegenwärtig ist. (47)
Es
ist schön, bei ihm zu verweilen und wie der Lieblingsjünger, der sich an seine Brust
lehnte (vgl.Joh 13, 25), von der unendlichen Liebe seines Herzens berührt zu werden.
Wenn sich das Christentum in unserer Zeit vor allem durch die »Kunst des Gebetes«
(48) auszeichnen soll, wie könnte man dann nicht ein erneuertes Verlangen spüren,
lange im geistlichen Zwiegespräch, in stiller Anbetung, in einer Haltung der Liebe
bei Christus zu verweilen, der im Allerheiligsten gegenwärtig ist? Wie oft, meine
lieben Brüder und Schwestern, habe ich diese Erfahrung gemacht, und daraus Kraft,
Trost und Stärkung geschöpft!
Von
dieser Praxis, die das Lehramt wiederholt gelobt und empfohlen hat, (49) geben uns
zahlreiche Heilige ein Beispiel. In besonderer Weise zeichnete sich darin der heilige
Alfons von Liguori aus, der schrieb: »Unter allen Frömmigkeitsformen ist die Anbetung
des eucharistischen Christus die erste nach den Sakramenten; sie ist Gott am liebsten
und uns am nützlichsten«. (50) Die Eucharistie ist ein unermeßlicher Schatz: Nicht
nur ihre Feier, sondern auch das Verweilen vor ihr außerhalb der Messe gestattet
uns, an der Quelle der Gnade zu schöpfen. Wenn eine christliche Gemeinschaft noch
fähiger werden möchte, das Antlitz Christi in jenem Geist zu betrachten, den ich
in den Apostolischen Schreiben Novo millennio ineunte und Rosarium Virginis Mariae
empfohlen habe, kann sie nicht darauf verzichten, den eucharistischen Kult zu pflegen,
in dem die Früchte der Gemeinschaft am Leib und am Blut des Herrn fortdauern und
sich vervielfachen.
(45)
Vgl. Konzil von Trient, 13. Sitzung, Dekret über das Sakrament der Eucharistie,
Kan. 4: DH1654.
(46) Vgl. Rituale Romanum: De sacra
communione et de cultu mysterii eucharistici extra Missam, 36 (n. 80).
(47) Vgl. ebd., 38-39 (nn. 86-90).
(48)
Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Novo millennio ineunte (6. Januar 2001),
32: AAS93 (2001), 288.
(49)
»Außerdem sollen sie [die Gläubigen] es nicht unterlassen, das heiligste Sakrament,
das an einem bevorzugten Ort und mit größter Ehrfurcht den liturgischen Gesetzen
entsprechend in den Kirchen aufzubewahren ist, tagsüber zu besuchen. Ein solcher
Besuch ist ein Beweis der Dankbarkeit und ein Zeichen der Liebe wie der schuldigen
Verehrung gegenüber Christus dem Herrn, der hier gegenwärtig ist«: Paul VI., Enzyklika
Mysterium Fidei (3.September 1965): AAS 57 (1965), 771.
(50) Visite al SS. Sacramento ed
a Maria Santissima, Introduzione: Opere ascetiche, Avellino 2000, p. 295.
Quelle:
Enzyklika „Ecclesia de Eucharistia» von Papst Johannes Paul II. vom 17. April 2003
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