09.08.2018

Führe uns zu Jesus!




Im Evangelium richtet Maria zugunsten von Freunden, die in Verlegenheit sind, eine Bitte an ihren Sohn.
Auf den ersten Blick kann dies als ein ganz menschliches Gespräch zwischen Mutter und Sohn erscheinen, und ein Gespräch von tiefster Menschlichkeit ist es ja auch. Aber Maria redet Jesus doch nicht einfach als einen Menschen an, auf dessen Phantasie und Hilfsbereitschaft sie etwa bauen würde.  Sie vertraut menschliche Not seiner Macht an – einer Macht, die über menschliches Können und Vermögen hinausgeht.
Und so sehen wir sie im Gespräch mit Jesus doch als bittende, als fürbittende Mutter. Es lohnt sich, in dieses Evangelium tiefer hineinzuhören: Um Jesus und Maria besser zu verstehen, aber gerade auch, um von Maria das rechte Beten zu erlernen. Maria richtet keine eigentliche Bitte an Jesus: sie sagt ihm nur: „Sie haben keinen Wein mehr (Joh. 2,3) Hochzeiten im Heiligen Land dauerten eine ganze Woche lang: das ganze Dorf war beteiligt, und so wurden große Mengen Weines gebraucht. Nun sind die Brautleute in Verlegenheit, und Maria sagt es Jesus ganz einfach. Sie bittet nicht um etwas Bestimmtes, schon gar nicht darum, dass Jesus seine Macht ausübe, ein Mirakel wirkte. Wein produziere. Sie vertraut Jesus nur einfach die Sache  an und überlässt es ihm, was er darauf hin tut. So sehen wir in den einfachen Worten der Mutter Jesu zweierlei: Einerseits ihre liebevolle Fürsorge für die Menschen. Ihre mütterliche Wachheit, mit der sie die Bedrängnis der anderen wahrnimmt: wir sehen ihre herzliche Güte und ihre Hilfsbereitschaft. Zu dieser Mutter pilgern die Menschen seit Generationen hier nach Altötting.
Ihr Vertrauen wir unsere Sorgen, Nöte und Bedrängnisse an. Die helfende Güte der Mutter, der wir uns anvertrauen – hier sehen wir sie zum ersten Mal in der Heiligen Schrift. Aber zu diesem ersten und uns allen vertrauten Aspekt kommt noch ein zweiter, den wir leicht übersehen: Maria überlässt alles dem Herrn. Sie hat in Nazareth ihren Willen in Gottes Willen hineingegeben:
„Siehe, ich bin die Magd des Herrn.
 Mir geschehe nach deinem Wort“ (Lk. 1,38)
Das ist ihre bleibende Grundhaltung. Und so lehre sie uns beten. 
- Papst Benedikt XVI. in der Gnadenkapelle in Altötting, 11. September 2006

Quelle: Maria – Papst Benedikt über die Gottesmutter – Sankt Ulrich Verlag GmbH

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