Die Miniaturmalerei aus einem
Stundenbuch zeigt den hl. Christopherus, einen der vierzehn Nothelfer,
besonders Patron der Schiffsleute. Es dürfte in der 2. Hälfte des 15.
Jahrhunderts gemalt worden sein.
Es schaut so aus, als würde
ein von einer dünnen Profilleisten gerahmtes Bild auf einer Tapetenwand hängen.
Diese Tapete zeigt ein Rankwerk aus Akantus, beblätterten Blumenzweigen und
Basilisken. Das Bild hängt zwischen vier dieser Fabelwesen, zwei mit
tierischem, zwei mit menschlichem Antlitz. Diese bedrohen da Wunder, welches
hier zu sehen ist.
Reprobus — so hieß
Christopherus, vor der Taufe — trägt ein Kind durch die Fluten. Sein Gewand hat
die Trinitätsfarben, rot und grün. Es ist ein dramatischer Augenblick
dargestellt. Es muss stürmisch sein, denn der Umhang des Christopherus ist
hochgeht und die Schiffe auf dem Fluss haben geblähte Segeln. Das Kind lastet
so schwer auf den Schultern des Christopherus, dass sich kräftiger Stab leicht
durchbiegt. Diesen Stab wird er nach diesem dramatischen Ereignis in den Boden
stecken und er wird Blätter und Früchte tragen. Der Rücken des Kindes ist
gekrümmt, als wolle es auf den Träger drücken. Dieser schaut furchtsam zum Kind
auf, denn er hat Angst, wegen dieser Last in den Fluten zu ertrinken. Weiter
klärt die „Legenda aurea“ auch über den Einsiedler vor seinem Kirchlein am
linken Ufer auf. Dieser empfahl Christopherus, der nur dem Höchsten dienen
wollte, Menschen durch den Fluss zu tragen.
So sind hier auch die zwei
Lebensweisen zu sehen, wie man Gott dienen kann: einmal mit einem
kontemplativen, zum andern mit einem aktiven Leben. Der Einsiedler meditiert
über den Psalter in einem durch einen Zaun von der Welt abgeschlossenen
Gärtlein. Christopherus hilft in der Welt Menschen, über den Fluss zu kommen.
AE
(Titelbild DER FELS Juli
2014)
Redaktion: Eichendroffstr.
17, D-86916 Kaufering
HubertGindert@der-fels.de
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