Das größte seelische
Leid für den Menschen ist die Vereinsamung. Gerade in unserer Zeit tragen viele
so schwer daran. Kinder die man in Erziehungsheime steckt; Alternde, die man
ins Altersheim abgeschoben hat; Eheleute, die sich nicht mehr lieben und sich
nichts mehr zu sagen haben; Berufstätige, die unter den Mitarbeitern keine
Kameradschaft finden; Eltern, die fern von ihren Kindern leben; Menschen, die
ehelos geblieben sind, weil sie ihre ganze Arbeitskraft in den Dienst an den
Mitmenschen stellten und nun im Alter vereinsamt sind; Menschen, die krank und
behindert sind und deshalb keinen Lebenspartner fanden und froh sein müssen,
wenn sich mitleidige Menschen ihrer irgendwie annehmen; aber auch all die,
deren liebste Weggefährten auf der irdischen Pilgerschaft gestorben sind — sie
alle gehören zu diesem großen Heer verlassener, vereinsamter Menschen. Selbst
im Spital bekommen manche zahlreiche Besuche, und daneben liegt ein
Verlassener, zu dem kein Mensch kommt! Im Berufsleben merken wir das Alleinsein
vielleicht nicht so schmerzlich, aber wenn wir dann ins einsame Zuhause kommen,
empfängt uns die Leere der Vereinsamung nur umso bedrückender. Wir stürzen uns
vielleicht verzweifelt und voller Sehnsucht nach Kontakt in die verschiedensten
Unterhaltungen und Zerstreuungen und sind dennoch allein. Wie bitter weh tut
dies!
Quelle:
Einsamkeit als Gnade – P. Alois Meder – Christiana-Verlag, 1986.
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