Die Jungfrau ist
herausgerufen; und doch war sie durchaus Mensch wie wir, sorgend und
empfindend, glaubend und leidend, Mensch in den nicht endenden Mühen des Tages; Mensch unter der Last und Gnade unerhörter Berufung. Als der Engel sie grüßte, lag das
Weltgeschick in ihrer Hand, der Blick aller Wesen, der Vor- und Nachwelt war
auf sie gerichtet. Es ist, als ob die Welt nicht mehr atmen könnte in diesem
Augenblick, als ob der Vater in diesem Augenblick das Zepter in ihre Hand
gelegt habe: Was wird sie antworten? Sie fragt, ruhig, in Freiheit. Sie versteht
ahnend das Ungeheure und gehorcht. Ihre Tat ist Gehorsam vor dem
Erschreckend-Unbegreiflichen; Gehorsam, der sich nach der ersten Frage in
Glauben verwandelt, ihr Glaube ist der erste christliche Glaube. - Reinhold Schneider
Quelle: Seine Mutter
unsere Schwester – Maria kennenlernen mit Gebeten aus zwei Jahrtausenden - Hrsg.: Wolfgang Bader – Verlag Neue Stadt –
München – Zürich – Wien
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