Schon
mancher hörte dies mit einem Lächeln, als ob er sagen wollte: „Wie wäre es mir
möglich, denen weh zu tun, die ich liebe?“ Und doch, wenn wir am Abend
aufrichtig und ernstlich nachdenken, finden wir da nicht eine Menge kleiner,
vielleicht auch unbewusster Lieblosigkeiten in unserem Benehmen? Hier ein
kurzes, kaltes Wort, wo freudige liebevolle Teilnahme erhofft wurde. Dort eine
ungeduldige Bewegung, vielleicht auch eine aufbrausende Bemerkung, wenn uns ein
Familienmitglied bei der Arbeit oder bei der Lektüre störte. Einmal ein
vergessener Dank für einen Akt der Liebe, für ein uns zu liebe gebrachtes
Opfer. Ein anderes Mal ein frostiger Empfang, der dem uns wohlwollenden
Besucher deutlich zeigt, daß er ungelegen kommt; das Zurückweisen einer Bitte
oder ähnliches, sind das nicht alles Dinge, die weh tun und um so weher, je
größeren Anspruch der Gekränkte auf unsere Liebe hat?
Leider sind das stechende
Mücken, die gar gerne durch das Familienzimmer schwirren und jene am öftesten
verletzen, die uns am allernächsten stehen und das meiste Recht auf unsere
Liebe haben.
„Wir hängen zu sehr an unseren
eigenen Gewohnheiten und Übungen und tadeln zu leichtfertig die Handlungsweise
anderer, verachten dieselbe, wenn sie nicht nach unserem Geschmack ist.
Nachsicht heilt oft weit mehr Übel in einer Stunde als Unwille in einem ganzen
Jahre.“ (Hl. Franz von Sales)
Quelle: Sonne Dich – P. Max Dudle SJ
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