06.02.2018

Die Gerechtigkeit



Die Gerechtigkeit besteht darin, daß man ernstlich bestrebt ist, jedem das Seinige zu geben und zu lassen. Das Wort „Gerecht“ hat sonst noch die Bedeutung „im Zustand der Gnade“. In diesem Sinne aber wird es hier nicht gebraucht. Der Gerechte ist auch rechtschaffen, d. h. gewährt jedem sein Recht: Gott durch Anbetung, der Obrigkeit durch Gehorsam, den Untergebenen durch Belohnung und Bestrafung, seinesgleichen durch wahre Nächstenliebe.
Er hält sich an den Grundsatz: „Was du nicht willst, daß man dir tu’, das füg’ auch keinen andern zu“ (Tob. 4, 16), und an die Worte Christi: „Alles was ihr wollt, daß euch die Menschen tun, das sollt ihr ihnen auch tun“ (Math. 7, 12). Im Gegensatz zur Gerechtigkeit steht die Selbstsucht, die den Menschen antreibt, sich selbst vor- und den anderen zurückzudrängen. Der Selbstsüchtige achtet nicht die Rechte der anderen; sein eigener Vorteil geht über alles. Als Pilatus aus den Reden der Juden erkannte, daß ihn diese beim Kaiser verklagen wollten, verurteilte er Christus unschuldig zum Tode, ließ sich also zu einer Ungerechtigkeit hinreißen.

Einen schönen Wahlspruch hatte der deutsche Kaiser Ferdinand I. (+1564):

 „Fiat justitia pereat mundus“ — 


Gerechtigkeit muß sein, und solle die Welt zugrunde gehen.

Da sich aber dem Willen innere und äußere Hindernisse in den Weg stellen, braucht der Wille zwei Stützen, die Mäßigung und den Starkmut.

Quelle: Sonne Dich – P. Max Dudle SJ

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