27.10.2014

Die wahre Andacht zu Maria


Durch die allerseligste Jungfrau Maria ist Jesus Christus in die Welt gekommen, durch Maria
soll er auch in der Welt herrschen. Während ihres irdischen Lebens hat sie stets in größter
Verborgenheit gelebt. Deshalb wird sie vom Heiligen Geist und von der Kirche genannt: Alma
Mater, „verborgene, stille Mutter“. Ihre Demut war so tief, dass sie auf Erden kein innigeres und
beharrlicheres Verlangen hatte, als sich selbst und jedem anderen Geschöpfe verborgen zu
bleiben, um Gott allein bekannt zu sein.

Um ihr Verlangen nach Verborgenheit, Armut und Erniedrigung zu stillen, hat es Gott
gefallen, sie in ihrer Empfängnis, in ihrer Geburt, in ihrem Leben, in ihren Geheimnissen, in ihrer
Auferstehung und Himmelfahrt fast vor jedem menschlichen Geschöpfe verborgen zu halten.
Nicht einmal ihre Eltern kannten sie; selbst die Engel fragten oft einander: Quae est ista? „Wer
ist diese?“, da der Allerhöchste ihnen die Bestimmung dieser Jungfrau verheimlichte, oder wenn
er ihnen etwas von ihr offenbarte, ihnen doch noch unendlich mehr vorenthielt.

Gott dem Vater gefiel es, dass Maria während ihres Lebens kein einziges Wunder wirkte,
wenigstens kein offenkundiges, obwohl er ihr dazu die Macht verlieh. Gott der Sohn billigte es,
dass sie fast nichts redete, obwohl er ihr seine Weisheit mitteilte. Gott der Heilige Geist willigte
ein, dass seine Apostel und Evangelisten nur sehr wenig von ihr sprachen, obwohl sie seine
getreue Braut war, und dass sie nur soviel von ihr berichteten, als notwendig war, um Jesus
Christus bekannt zu machen.

(Hl. Ludwig Grignion von Montfort, Abhandlung von der wahren Andacht zur allerseligsten Jungfrau Maria)

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