07.07.2014

Irak: Christen von ISIS entführt

(idea) – Die sunnitische Terrorgruppe „Islamischer Staat im Irak und Syrien“ (ISIS) hat in der nordirakischen Stadt Mossul eine syrisch-orthodoxe Kirche gestürmt und zwei Priester sowie eine Nonne entführt. Augenzeugen berichteten, die ISIS-Kämpfer hätten die drei Christen an einen unbekannten Ort verschleppt. Die Terroristen haben zudem mindestens zehn Moscheen und Grabmäler von Schiiten gesprengt oder mit Baumaschinen dem Erdboden gleich gemacht. Die radikalen Sunniten betrachten die Schiiten als Abtrünnige und ihre religiösen Stätten als „heidnische Tempel“. In dem mehrheitlich von Kurden bewohnten Ort Zur Maghar richteten ISIS-Kämpfer zehn Stammesführer sowie weitere Personen hin. Die Opfer seien erschossen oder gehängt worden, meldete die kurdische Nachrichtenagentur Bas News. Drei Tote seien an einer Kreuzung an Pfählen hängengelassen worden, um die Bevölkerung einzuschüchtern.
 
ISIS-Anführer ruft zum „Heiligen Krieg“ auf
In einem Video des ISIS-Anführers Abu Bakr al-Baghdadi, das in der Großen Moschee von Mossul aufgenommen wurde, rief der selbsternannte Kalif aller Muslime zum sogenannten Heiligen Krieg auf. Bisher hielt sich Al-Baghdadi vor der Öffentlichkeit verborgen. Weil es von ihm nur wenige Fotos gab, wurde er auch als „der unsichtbare Scheich“ bezeichnet. ISIS beherrscht weite Teile im Norden und Westen des Iraks sowie große Regionen im benachbarten Bürgerkriegsland Syrien. Das Ziel der Terroristen ist der Marsch auf Iraks Hauptstadt Bagdad.

„Islamisches Kalifat“ ausgerufen
Zu Beginn des Fastenmonats Ramadan am 28. Juni hatte ISIS ein „Islamisches Kalifat“ in den von ihr kontrollierten Gebieten ausgerufen. In dem „Gottesstaat“ müssen sich alle Menschen dem islamischen Religionsgesetz, der Scharia, unterwerfen. Wer dies nicht tut, riskiert den Tod. So kreuzigten ISIS-Kämpfer acht Männer nahe Aleppo. Aufgrund der Kämpfe im Nordirak sind rund 50.000 assyrische Christen geflohen. Von Christen in Mossul verlangt ISIS eine Kopfsteuer von umgerechnet mindestens 184 Euro pro Monat. Als eine assyrische Familie das nicht zahlen konnte, vergewaltigten ISIS-Kämpfer Mutter und Tochter vor den Augen des Vaters. Der beging aus Verzweiflung Selbstmord. Aus der christlichen Stadt Alkosch sind fast alle Bewohner vor ISIS geflohen. Der syrisch-katholische Erzbischof von Mossul, Yohanna Petros Moshe, richtete einen Appell an die internationale Gemeinschaft, humanitär und politisch einzuschreiten. Die Zahl der ehemals 1,5 Millionen Christen (2003) im Irak ist auf rund 300.000 gesunken.

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