Die überängstlichen Verehrer
„Die überheblichen
Marienverehrer sind meist hochmütige Gelehrte, eingebildete Rationalisten, die
zwar im Grund die Gottesmutter ein bisschen verehren; doch bekritteln sie fast
alle Formen der Marienverehrung, die das einfache Volk schlicht und fromm seiner
guten Mutter erweist. Diese Formen sind nicht nach ihrem Geschmack. Sie ziehen
alle Wunder und Erzählungen in Zweifel, die von gutgläubigen Schriftstellern
berichtet oder den Chroniken der Ordenshäuser entnommen sind, und die von der
Barmherzigkeit und Macht der Gottesmutter Zeugnis ablegen.“
Diese Einstellung kann bei den überheblichen Marien
Verehrern festgestellt werden, wenn sie Frömmigkeitsbücher, die über die von de
Muttergottes bewirkten Wunder erzählen, in Erwägung ziehen. Das Buch „Die Herrlichkeiten Mariens“ vom hl.
Alphons von Liguori ist ein Beispiel dafür. Diese Menschen meinen, dass die
theologischen Nachweise des hl. Alphons von den Vortrefflichkeiten Mariens zwar
akzeptabel sind, aber an Wundern kann man in frommer Weise glauben oder sogar
leugnen.
Es stimmt, dass man prinzipiell diese Wunder leugnen kann,
ohne eine Sünde damit zu begehen. Es ist aber nicht einerlei, an sie zu glauben
oder nicht, ohne einen wirklichen Grund zu haben.
Dieselbe falsche Einstellung im Hinblick auf die Wunder
macht sich auch im Wallfahrtsort Aparecida do Norte (Brasilien) bemerkbar. Als
man eines Tages den Vorschlag machte, ein medizinisches Büro einzurichten, um
die geglaubten Wunder zu bestätigen, erhielt man folgende Antwort: „Wenn solch
ein Büro hier eingerichtet wird, verblasst die Aura der Muttergottes von Aparecida.
Es ist doch alles nur Aberglaube des Volkes.“
Wenn Maria Wunder wirken kann, ist es nicht möglich, dass es
unter den angeblichen Heilungen etliche gibt, dessen Wundercharakter man
beweisen könnte? Wenn sie die Königin des Himmels und der Erde und die
Muttergottes ist, ist das durchaus möglich. Es gereicht zu ihrem Ruhm, wenn
solche Fälle analysiert werden.
Eine weitere Äußerung des überheblichen Marienverehrers ist
eine gewisse Menschenfurcht vor Marienbildern. Er geht in die Kirche und betet
vor dem Allerheiligsten, aber bleibt nicht vor einem Marienbild stehen, um zu
verweilen und zu Beten! Er empfindet eine solche Frömmigkeitsäußerung als eine
untergeordnete Andacht.
Der einfache Mensch aus dem Volk mit dem „Köhlerglauben“,
der kniet ohne weiteres vor einer Marienstatue nieder und betet, der Gebildete
aber begnügt sich mit dem Allerheiligsten, das für ihn das einzig Wahre ist.
Bilder hält er als geeignet nur für jene, die keinen gehobenen Geist haben.
Diese kritische seelische Haltung zur Religion mindert die Andacht zu
Muttergottes.
Quelle:
Wahre Andacht zur Muttergottes – Ein Licht in den Wirren unserer Zeit – Plinio
Corrêa de Oliveira – Hrsg.: Verein Österreichische Jugend CGDR, Wien
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