25.01.2019

Die Kirche, meine Heimat

Was mir Heimat gibt

Heimat, das kann ein Ort sein, das können Menschen sein, das kann eine Verbundenheit sein, eine Idee, eine Vertrautheit, ein Miteinander. Heimat – das sind für mich zum einen ganz konkrete Kirchenräume . . . In einer Kirche zu Hause zu sein, das geht nicht mit dem Kopf, das hat etwas mit Gefühl und Empfinden zu tun; das Licht, das auf eine Säule fällt und sie in Hell und Dunkel trennt, die
brennenden Kerzen vor dem Marienaltar, das Farbenspiel in St. Michael, wenn die Sonne am Abend durch die Glasfenster scheint und die Engel im Altarraum bunt Anzieht. Es ist etwas durchaus sehr Sinnliches, was ich spüre und empfinde – etwas, von dem ich mich ergreifen, berühren lasse; die Weise eines Raumes, das Spiel des Lichts, die Kühle des Weihwassers, der Duft des Weihrauchs, der Gesang, die vertrauten Worte des Priesters. Dazu braucht es einen heiligen Raum, der abgesondert ist, der ganz dadurch herausgehoben wird, zu einem eigenen Raum wird – zu einem Ort, der dem Gebet und der Begegnung der Menschen mit Gott vorbehalten ist. Dafür brauche ich einen Raum, der für nichts anderes als eben dafür da ist, in ihm und mit ihm Erfahrungen zu machen. Dafür brauche ich einen Ort, der eben nicht dem „Kosten-Nutzen-Denken“ als alleiniger Kategorie unterliegt, sondern der einfach sein darf, der in sich wichtig ist, der sich unterscheidet, der erinnern will an einer andere Welt – und der mir dafür Raum bietet . . . Ich brauche Kirchen, die mir Heimat geben, Kirchen, in denen ich beten kann, Eucharistie mitfeiern kann, eine Kerze anzünden kann für einen Menschen, der mir nahe steht. Kirchen in denen ich zur Ruhe kommen kann, weil sich der Alltagslärm gedämpfter anhört. Und ich brauche Kirche als Heimat, als etwas, in dem ich zu Hause bin, das mir vertraut ist, das mir Schutz und Geborgenheit schenkt, weil ich in ihr meinen Glauben leben darf, weil ich sie glauben lernen durfte. Kirche – das ist so ein bisschen wie die eigene Familie oder gute Freunde. Man kennt sich, man ist vertraut miteinander, man streitet auch mal, man ist nicht unbedingt immer glücklich miteinander – aber man gehört halt zusammen. Und wenn es spitz auf Knopf geht, dann steht man füreinander ein, ohne Wenn und Aber.

Den Aufbruch hin zum Leben kann der wagen, der weiß, wo er zu Hause ist, wo seine Heimat ist. Die eigentliche Heimat von uns Christen ist Gott, ist der Glaube – aber ich brauche Kirchen und Kirche, damit ich diese Heimat hier auf Erden auch leibhaftig erfahren und erahnen kann.

Andrea Schwarz

Quelle: Wo das Herz zu Hause ist – Quellen innerer Kraft – Hrsg.:Ulrich Sander – Herder-Verlag – Freiburg, Basel, Wien.

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