Nicht
weit von Metz (Frankreich) entfernt liegt Sillegny mit seiner gotischen
Wehrkirche St. Martin aus dem 15. Jahrhundert. Um 1500 malte diese Kirche ein
Unbekannter mit Fresken aus. Später wurden diese Bilder übermalt und erst 1845
wieder freigelegt. Auch das erklärt ihren schlechten Erhaltungszustand.
Hier
ist das Gemälde „Stammbaum Jesse“ zu sehen. Auf seinem Lager schläft Jesse.
Etwas unbeholfen versucht der Maler den Faltenwurf des orientalisch gewandeten
Vaters von David wiederzugeben. Jesse träumt, dass aus seinem Herzen, ein
gewaltiger Baumstamm wächst. In der Bibel gehen die Nachkommen meistens aus den
Lenden hervor (vgl. 1. Mo 35,11; Heb 7,10). Bei Jesaias 11,2 heißt es nur:
„Doch wächst hervor ein Reis aus Jesse (Isais) Stumpf, ein Zweig bricht aus
seiner Wurzel hervor.“
Der
Baumstamm wird durch die Äste, die von ihm abzweigen, zum Stammbaum Christi und
endet deshalb in der Madonna mit Kind. Maria mit dem Jesuskind ist aus der
Blüte an der Spitze des Baumes hervorgegangen. Das Kind trägt einen Nimbus, in
dem ein Kreuz erkennbar ist, Maria hat auf dem Haupt eine Krone und auch einen
Nimbus. Die Blüte mit Jesuskind und Mutter ist von einem Strahlenkranz umgeben
und hebt sich so von allen andern deutlich ab. An den Ästen wachsen ornamental
gestaltete grüne, sich verschlingende Blätter, Akanthusblätter nicht unähnlich.
Manche Äste enden in gelben Blumen. Beides deutet darauf hin, dass dieser
Stammbaum in vollem Saft steht, also sehr fruchtbar ist.
Auf
den Zweigen stehen zwölf Könige, als solche durch Krone und Zepter
gekennzeichnet. Schriftbänder bei ihnen nennen ihre Namen. Es sind zwölf
Vorfahren von Jesus und zwar zwischen David und der babylonischen
Gefangenschaft zu sehen (Mt 1,6-11). Nun steht aber bei Mt 1,17: „… von David
bis zur babylonischen Gefangenschaft vierzehn Geschlechter …“ und in der Tat
fehlen auf diesem Fresko Joram, der seine Brüder tötete und vom Glauben abfiel,
Achaz, der den Jerusalemer Tempel beraubte, und Amon, der in Israel heidnische
Sitten einführte und deren Kultstätten wieder aufbaute. Der Maler strich aus
dem Stammbaum wegen ihres unsittlichen Lebens.
Alois Epple
Quelle: Titelbild DER FELS
Dezember 2017
Redaktion: Eichendroffstr.
17, D-86916 Kaufering
HubertGindert@der-fels.de
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