02.11.2018

In Memoriam




Der Toten eingedenk und ihrer Dauer,
Die unser Werk und unser Leben richten,
Und der erles’nen Geister, die verpflichten
Zu ernstem Dienst und unstillbarer Trauer;

Der größern, die als schauende Erbauer
Der Seele Raum gebildet aus Gesichten:
So lernen wir auf Glück und Werk verzichten,
Im Herzen wahrend heiliger Ehrfurcht Schauer.

Was groß ist, war. Wer dürfte sich vermessen,
Ein Werk zu rücken vor das Werk der Toten,
Darin die Glut, die nimmer brennt, gefangen?

Wohl dem, der wirkte, ohne zu vergessen,
Und seiner Zeit ein reines Herz geboten,
Der Zeit sich tröstend, die schon hingegangen.

1938

Quelle: Die Sonette – Reinhold Schneider – von Leben und Zeit, dem Glauben und der Geschichte -
Verlag Jakob Hegner – Köln und Olten

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