30.07.2018

Wie man sich in der Geduld üben kann



 „Wie kommt es denn, hochwürdigster Herr Bischof, dass Sie in den nicht enden wollenden Widerwärtigkeiten so gelassen und ergeben sind? Worin besteht das geheime Mittel, das Sie zu diesem Zwecke in Anwendung bringen“, fragte ihn eines Tages einer seiner vertrautesten Freunde.“ „Ach Gott, dieses Mittel ist ganz einfach“, versetzte der Greis, „es besteht nur allein darin, dass ich einen guten Gebrauch von meinen Augen mache“.
„Wollen Sie mir das erklären“, sprach der Freund weiter.
„Mit dem größten Vergnügen“, antwortete der Bischof. „Zuerst erhebe ich meine Augen zum Himmel und erinnere mich lebhaft daran, dass dort oben die für mich bestimmte, aber nur durch stete Anstrengung zu erlangende Wohnung sich befindet. Hierauf schlage ich sie nieder zur Erde und denke an den winzig kleine Platz, der meinem Leichnam zur Ruhestätte dienen wird. Dann schaue ich hinaus in die Welt und richte meinen Blick auf die Menschen. Da komme ich zur Überzeugung, dass eine zahllose Menge Menschen noch viel unglücklicher ist als ich. Dies alles gibt mir einen wahren Begriff vom menschlichen Leben und dessen wahrer Glückseligkeit. Ich erkenne demnach, wie töricht ich wäre, wenn ich murren und mich beklagen wollte“.



Ungeachtet seiner großen Abtötung leuchtete auf dem Antlitz des heiligen Bonaventura (1221 – 1274) ein gewisser Frohsinn, der nur von dem Frieden seines Inneren herrühren konnte. Man hörte von ihm oft den Spruch: „Die geistige Freudigkeit ist das sicherste Merkmal der in uns wohnende Gnade Gottes“.
„Das  fröhliche Herz“, schreibt er, „ist geeigneter, die Gnade aufzunehmen, als das traurige; denn der Heilige Geist ist die Liebe und Freude des Vaters und des Sohnes, und Gleichartiges hat von Natur größere Freude an Gleichartigem“.

Quelle: Sonne Dich – P. Max Dudle SJ – Hrsg.: Aktion „Deutschland brauch Mariens Hilfe“ - Deutsche Vereinigung für eine Christliche Kultur – DVCK – e.V., Frankfurt am Main

Keine Kommentare: