„Wollen Sie mir das erklären“, sprach der Freund weiter.
„Mit dem größten Vergnügen“, antwortete der Bischof. „Zuerst erhebe ich
meine Augen zum Himmel und erinnere mich lebhaft daran, dass dort oben die für
mich bestimmte, aber nur durch stete Anstrengung zu erlangende Wohnung sich
befindet. Hierauf schlage ich sie nieder zur Erde und denke an den winzig
kleine Platz, der meinem Leichnam zur Ruhestätte dienen wird. Dann schaue ich
hinaus in die Welt und richte meinen Blick auf die Menschen. Da komme ich zur
Überzeugung, dass eine zahllose Menge Menschen noch viel unglücklicher ist als
ich. Dies alles gibt mir einen wahren Begriff vom menschlichen Leben und dessen
wahrer Glückseligkeit. Ich erkenne demnach, wie töricht ich wäre, wenn ich
murren und mich beklagen wollte“.
Ungeachtet seiner großen Abtötung leuchtete auf dem Antlitz des
heiligen Bonaventura (1221 – 1274) ein gewisser Frohsinn, der nur von dem
Frieden seines Inneren herrühren konnte. Man hörte von ihm oft den Spruch: „Die
geistige Freudigkeit ist das sicherste Merkmal der in uns wohnende Gnade
Gottes“.
„Das fröhliche Herz“, schreibt
er, „ist geeigneter, die Gnade aufzunehmen, als das traurige; denn der Heilige
Geist ist die Liebe und Freude des Vaters und des Sohnes, und Gleichartiges hat
von Natur größere Freude an Gleichartigem“.
Quelle: Sonne Dich – P. Max Dudle SJ – Hrsg.: Aktion „Deutschland
brauch Mariens Hilfe“ - Deutsche Vereinigung für eine Christliche Kultur – DVCK
– e.V., Frankfurt am Main
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