Aufnahme der hl. Ursula Ledóchowska von 1907. (Quelle: Wikipedia gemeinfrei) |
Julia Gräfin Ledóchowska kommt am 17. April 1865 im niederösterreichischen Loosdorf als zweites von sieben Kindern von Antoni Graf Ledóchowski (1823-1885) und Josephine Gräfin Salis-Zizers (1831-1909) zur Welt. Im Jahr 1874
zieht die Familie nach Sankt Pölten. Dort besucht Julia die Schule der Englischen
Fräulein, wo sie eine Ausbildung mit humanistischem Profil erhält. Im
Jahr 1883 verwirklichen sich die Pläne ihres Vaters Antoni, mit der
Familie nach Polen zurückzukehren. Die Familie Ledóchowski kauft ein
Landgut in Lipnica Murowana in der Nähe von Krakau.
Im Jahr 1886
tritt Julia in das Kloster der Ursulinen in Krakau ein. Nach dem
Noviziat legt sie die ewigen Gelübde ab und erhält den Namen Maria
Ursula von Jesus. Schwester Ursula arbeitet als Lehrerin und Erzieherin
in der von den Schwestern geführten Schule. Sie nimmt außerdem
Unterricht in Malerei und schmückt die Klosterkapelle mit Wandmalereien
und Gemälden. Im Jahr 1904 wird sie zur Oberin des Klosters gewählt.
Mit dem Segen von Papst Pius X. reist sie 1907
mit zwei Mitschwestern nach St. Petersburg. Dort übernimmt sie die Leitung eines
Mädchenwohnheims, welches zum polnischen Gymnasium St.
Katharina gehört. Die Schwestern tragen keine Ordenskleidung, da in
Russland Orden verboten sind. Mutter Ursula findet schnell den Weg in
die Herzen der Mädchen. Sie lernt Russisch und legt ein Staatsexamen ab,
um in der Schule Französisch unterrichten zu können.
Die Schwesterngemeinschaft wächst ständig. Im Jahr 1908
wird die kleine Petersburger Filiale des Krakauer Klosters ein autonome
Ursulinengemeinschaft mit einem eigenen Noviziat und Mutter Ursula Oberin.
Im Jahr 1910
entsteht am Finnischen Meerbusen ein Haus für die Gemeinschaft, das den
Namen Merentähti (auf Finnisch: Maria Meeresstern) trägt, sowie ein
Mädchen-Gymnasium mit Internat, das die pädagogischen Ideen von Mutter
Ursula verwirklichen möchte. Angespornt durch die Liebe zu Christus
knüpft sie schnell Kontakt mit der einheimischen protestantischen
Bevölkerung. Die katholische Kapelle des Hauses wird zum Ort des Gebets
auch für die Finnen – in ihrer eigenen Sprache.
Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914
bewirkt die Ausweisung Mutter Ursulas als österreichischer
Staatsbürgerin aus Russland. Sie begibt sich nach Stockholm in Schweden,
später nach Dänemark. Gemeinsam mit den nach und nach aus Petersburg
ausreisenden Schwestern organisiert sie eine Sprachschule für
skandinavische Mädchen, danach u.a. ein Heim für Waisenkinder polnischer
Arbeiter. Gleichzeitig nimmt sie aktiv am Leben der katholischen
Diaspora in Skandinavien teil. Mutter Ursula arbeitet mit dem von Henryk
Sienkiewicz in der Schweiz gegründeten Hilfskomitee für die Kriegsopfer
in Polen zusammen. Durch eine Serie von Vorträgen sensibilisiert sie
die skandinavische Gesellschaft für die Sache der Unabhängigkeit Polens.
Sie lernt die skandinavischen Sprachen, um besser zu den Hörern zu
gelangen.
Im Jahr 1918 erlangt Polen seine Unabhängigkeit wieder. Mutter Ursula denkt an eine Rückkehr nach Polen. Im Jahr 1920,
dank der Großzügigkeit des norwegischen Konsuls Stolt-Nielsen, kann ein
Grundstück in Pniewy bei Posen gekauft werden. Hier siedelt sich die
Petersburger Ursulinengemeinschaft nach mehrjähriger Wanderschaft an. Es
entsteht das erste Haus der Gemeinschaft, das Mutterhaus.
Bald
darauf gibt der Papst die Erlaubnis, die Gemeinschaft des Petersburger
Klosters in die Kongregation der Ursulinen von Herzen Jesu im
Todeskampf, auch Graue Ursulinen genannt, umzuformen. Aus alten Wurzeln
wächst ein neuer Zweig. Dessen Ziel ist es, nach dem Geist der Heiligen Ursula zu leben. Dabei will man auch auf die Tradition als Mittel der Erziehungs- und Lehrarbeit zurückgreifen, wie sie von der Heiligen Angela Merici ein bevorzugtes Evangelisierungsmittel war. Zugleich gibt es aber auch das Bemühen, nach neuen Formen der Erziehungs- und Lehrarbeit zu suchen, die den
aktuellen Bedürfnissen, insbesondere der Armen, entspricht.
Die
Kongregation entwickelt sich schnell. Es entstehen Häuser in Polen und
an der Ostgrenze, 1928 in Italien und 1930 in Frankreich.
Mutter
Ursula stellt bei der Formation der Schwestern die Liebe zu Gott an
erste Stelle und wünscht sich, dass sie in Einfachheit und
Bescheidenheit leben, gleichzeitig voller Hingabe und Kreativität
anderen dienen, vor allem Kindern und Jugendlichen. Lächeln,
Lebensfreude und Güte betrachtete Mutter Ursula als besonders
glaubwürdiges Zeugnis der Verbundenheit mit Christus. Sie lehrt, dass
Heiligkeit für jeden erreichbar ist, dass sie im liebevollen Engagement
gegenüber Gott und den Menschen bei der Erfüllung der täglichen
Pflichten besteht.
Als Mutter Ursula am 29. Mai 1939 in Rom stirbt, sagen die Menschen: "Eine Heilige ist von uns gegangen." Am 18. Mai 2003 wird Ursula Ledóchowska heiliggesprochen.
Quelle: http://www.sanktuarium-pniewy.pl/de/das-leben-der-hl-ursula/
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