Die Übung christlicher Frömmigkeit heißt nicht, das Haus in eine Kirche oder einen Betsaal verwandeln; es ist einzig ein heiliger Aufschwung der Seele, die in sich die Kraft und das Leben des Glaubens fühlt. Auch im alten heidnischen Rom hatte die Wohnstätte der Familie Heiligtum und Altar, der den Laren geweiht war. Er wurde besonders an Festtagen mit Blumengirlanden geschmückt; an ihm wurden Gebete und Opfer dargebracht. Es war ein Kult, der freilich durch den Irrtum der Vielgötterei befleckt war; aber in Erinnerung an ihn müssten gar viele Christen erröten, die mit dem Zeichen der Taufe auf der Stirn weder in ihren Zimmern Platz finden, das Bild Christi darin aufzustellen noch in den vierundzwanzig Stunden ihres Tages Zeit finden, vor ihm ihre Familie im Gebet zu versammeln.
Nichts hilft so sehr zu vertrauensvollem Gebet als die
persönlichen Erfahrung wirksamer Gebete, auf die die Vorsehung liebevoll
geantwortet hat, indem sie voll und reich gewährte, um was gebetet worden war.
Und doch scheint für manche, die beten, die göttliche Gnade
allzu lange zu zögern. Worum sie bitten, das scheint ihnen gut, nützlich,
notwendig, und gut nicht nur für den Leib, sondern auch für ihre Seele wie auch
für die Seelen derer, die ihnen teuer sind. Sie beten mit Eifer Wochen, Monate
hindurch und haben noch nichts erreicht. Einer Mutter ist die Gesundheit,
notwendig, um für die Familie zu sorgen, noch nicht gewährt worden, ein Sohn,
eine Tochter, deren Verhalten ihr ewiges Heil in Gefahr bringt, sind noch nicht
zu besseren Gesinnungen zurückgekehrt; materielle Bedrängnisse, in denen sich
die Eltern abquälen und mühen, um den Kindern ein Stück Brot zu verschaffen,
verschwinden nicht nur nicht, sie werden noch härter und drohender. Die Kirche
vervielfacht in allen Völkern ihre Gebete, das Ende des unseligen Krieges zu
erlangen, der auf der ganzen menschlichen Familie lastet, und doch will sich
der gerechte Friede nicht nähern, der so dringlich gerufen, gewünscht, ersehnt
wird und der so notwendig erscheint für das Wohl aller und zumal zum Wohl der
Seelen.
Erfüllung
Unter der Last solcher
Gedanken schauen viele überrascht auf die heiligen Altäre, vor denen gebetet
wird, und stoßen sich vielleicht daran und sind verwirrt, wenn sie in der
heiligen Liturgie unaufhörlich das Versprechen des göttlichen Erlösers
wiederholen hören:
„Was immer ihr im Gebet gläubig erbitten werdet, das werdet
ihr erlangen.“ „Bittet und ihr werdet
empfangen ... Wer immer bittet, empfängt.“
„Was immer ihr von dem Vater in meinem Namen erbittet, das werde ich tun
... Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, was immer ihr vom Vater in meinem Namen
erbittet, das wird er euch gewähren.“ Könnten die Verheißungen des Erlösers
deutlicher, klarer, feierlicher sein? Werden da nicht manche versucht sein, in
ihnen fast einen bitteren Spott zu sehen angesichts des Schweigens Gottes
gegenüber ihren Bitten?
Aber Gott lügt nicht und kann nicht lügen; was er
versprochen hat, wird er halten; was er gesagt hat wird er tun.
Pius
XII. - Aus der Ansprache an Neuvermählte, 2. Februar 1941 und 17. April 1942.
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