Ebenso, Ehrwürdige Brüder! kennt Ihr nicht nur Unsere
schwere Lage und mannigfachen schweren Sorgen, sondern in Eurer Liebe
empfindet Ihr sie gewissermaßen mit Uns. Das Kläglichste und bei weitem
Traurigste aber ist dies, daß so viele Seelen, durch das Blut Jesu Christi
erkauft, von den Irrtümern unserer Zeit angesteckt, dahintaumeln, immer mehr
dem Bösen verfallen und sich in das ewige Verderben stürzen. Darum bedarf es
heute nicht minder der göttlichen Hilfe als damals, da der große hl. Dominicus
zur Heilung der Schäden des Gemeinwesens das Rosenkranzgebet einführte.
Jener aber erkannte durch göttliche Erleuchtung, daß das
wirksamste Heilmittel gegen die Übel seiner Zeit darin bestehe, daß die
Menschen wieder zu Christus, welcher der Weg, die Wahrheit und das Leben ist, zurückkehren und häufig das
Werk unserer Erlösung durch ihn erwägen, und daß sie jene Jungfrau zur
Fürsprecherin bei Gott sich erwählen, der es gegeben ist, alle Ketzereien zu
vernichten. Deswegen hat er das heilige Rosenkranzgebet so geordnet, daß der
Geheimnisse unseres Heiles der Reihe nach gedacht, und diesen Betrachtungen ein
mystischer Kranz eingefügt wird, aus dem englischen Gruße geflochten, in das
Gebet zu Gott, dem Vater unseres Herrn Jesus Christus, sich einreiht. Wenn wir
darum gegen ein ähnliches Übel dasselbe Heilmittel anwenden, so zweifeln wir
nicht, daß dieses Gebet, das dieser hochheilige Mann zu so großem Segen der
katholischen Welt eingeführt hat, sehr viel beitragen wird, um auch die Nöten
der Gegenwart zu lindern.
Deswegen mahnen Wir nicht nur aufs dringendste alle
Christen, entweder öffentlich oder zu Hause und in der Familie dieses fromme
Rosenkranzgebet eifrig zu verrichten, und als eine ständige Gewohnheit
einzuführen, sondern wir wollen auch, daß der ganze Monat Oktober des laufenden
Jahres der himmlischen Königin vom Rosenkranze gewidmet und geweiht sei. – Wir
bestimmen darum und gebieten, daß in der ganzen katholischen Welt in eben
diesem Jahre das Fest der allerseligsten Jungfrau vom Rosenkranz besonders
festlich und feierlich begangen werde, und vom 1. Oktober bis 2. November
überall in allen Pfarrkirchen, und wenn die Ordinarien es für nützlich und
angemessen erachten, auch in anderen der allerseligsten Gottesmutter geweihten
Kirchen oder Heiligtümern, mindestens fünf Dekaden des Rosenkranzes nebst der Lauretanischen
Litanei andächtig gebetet werden; Wir wünschen auch, daß, wenn diese Andacht
stattfindet, zu gleicher Zeit entweder das hl. Messopfer gefeiert oder das
allerheiligste Sakrament zur Anbetung ausgesetzt und zum Schlusse der frommen
Versammlung der Segen mit dem Allerheiligsten in üblicher Weise gegeben wird. –
Außerdem finden Wir es für besonders zweckmäßig, daß die
Rosenkranzbruderschaften nach Weise unserer Vorfahren in feierlichem Zuge und
zum Bekenntnisse ihres Glaubens durch die Straßen der Städte wallen. Wo aber
wegen der Ungunst der Zeiten dieses etwa nicht geschehen kann, so möge der
zahlreiche Kirchenbesuch ersetzen, was der öffentlichen Religionsausübung in
dieser Beziehung entgeht, und der fromme Eifer möge sich durch um so fleißigere
Übung der christlichen Tugenden betätigen.
Aus dem Rundschreiben “SUPREMI APOSTOLATUS” von Papst Leo
XIII. vom 1. September 1883
Quelle: Sämtliche Rundschreiben, erlassen von Unserem
Heiligsten Vater Leo XIII., durch göttliche Vorsehung Papst. Zweite Sammlung
(1881-1885), Herder’sche Verlagsbuchhandlung, Freiburg im Breisgau 1904,
261-277.
Elektronische Fassung für www.stjosef.at digitalisiert von Armin Jauch.
HTML-Format erstellt am 13. September 2004 von Dr. Josef Spindelböck.
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