30.09.2018

Aufruf Papst Leo's XIII. zum Rosenkranzgebet



Ebenso, Ehrwürdige Brüder! kennt Ihr nicht nur Unsere schwere Lage und mannigfachen schweren Sorgen, sondern in Eurer Liebe empfindet Ihr sie gewissermaßen mit Uns. Das Kläglichste und bei weitem Traurigste aber ist dies, daß so viele Seelen, durch das Blut Jesu Christi erkauft, von den Irrtümern unserer Zeit angesteckt, dahintaumeln, immer mehr dem Bösen verfallen und sich in das ewige Verderben stürzen. Darum bedarf es heute nicht minder der göttlichen Hilfe als damals, da der große hl. Dominicus zur Heilung der Schäden des Gemeinwesens das Rosenkranzgebet einführte.
Jener aber erkannte durch göttliche Erleuchtung, daß das wirksamste Heilmittel gegen die Übel seiner Zeit darin bestehe, daß die Menschen wieder zu Christus, welcher der Weg, die Wahrheit  und das Leben ist, zurückkehren und häufig das Werk unserer Erlösung durch ihn erwägen, und daß sie jene Jungfrau zur Fürsprecherin bei Gott sich erwählen, der es gegeben ist, alle Ketzereien zu vernichten. Deswegen hat er das heilige Rosenkranzgebet so geordnet, daß der Geheimnisse unseres Heiles der Reihe nach gedacht, und diesen Betrachtungen ein mystischer Kranz eingefügt wird, aus dem englischen Gruße geflochten, in das Gebet zu Gott, dem Vater unseres Herrn Jesus Christus, sich einreiht. Wenn wir darum gegen ein ähnliches Übel dasselbe Heilmittel anwenden, so zweifeln wir nicht, daß dieses Gebet, das dieser hochheilige Mann zu so großem Segen der katholischen Welt eingeführt hat, sehr viel beitragen wird, um auch die Nöten der Gegenwart zu lindern.
Deswegen mahnen Wir nicht nur aufs dringendste alle Christen, entweder öffentlich oder zu Hause und in der Familie dieses fromme Rosenkranzgebet eifrig zu verrichten, und als eine ständige Gewohnheit einzuführen, sondern wir wollen auch, daß der ganze Monat Oktober des laufenden Jahres der himmlischen Königin vom Rosenkranze gewidmet und geweiht sei. – Wir bestimmen darum und gebieten, daß in der ganzen katholischen Welt in eben diesem Jahre das Fest der allerseligsten Jungfrau vom Rosenkranz besonders festlich und feierlich begangen werde, und vom 1. Oktober bis 2. November überall in allen Pfarrkirchen, und wenn die Ordinarien es für nützlich und angemessen erachten, auch in anderen der allerseligsten Gottesmutter geweihten Kirchen oder Heiligtümern, mindestens fünf Dekaden des Rosenkranzes nebst der Lauretanischen Litanei andächtig gebetet werden; Wir wünschen auch, daß, wenn diese Andacht stattfindet, zu gleicher Zeit entweder das hl. Messopfer gefeiert oder das allerheiligste Sakrament zur Anbetung ausgesetzt und zum Schlusse der frommen Versammlung der Segen mit dem Allerheiligsten in üblicher Weise gegeben wird. – Außerdem finden Wir es für besonders zweckmäßig, daß die Rosenkranzbruderschaften nach Weise unserer Vorfahren in feierlichem Zuge und zum Bekenntnisse ihres Glaubens durch die Straßen der Städte wallen. Wo aber wegen der Ungunst der Zeiten dieses etwa nicht geschehen kann, so möge der zahlreiche Kirchenbesuch ersetzen, was der öffentlichen Religionsausübung in dieser Beziehung entgeht, und der fromme Eifer möge sich durch um so fleißigere Übung der christlichen Tugenden betätigen.

Aus dem Rundschreiben “SUPREMI APOSTOLATUS” von Papst Leo XIII. vom 1. September 1883
Quelle: Sämtliche Rundschreiben, erlassen von Unserem Heiligsten Vater Leo XIII., durch göttliche Vorsehung Papst. Zweite Sammlung (1881-1885), Herder’sche Verlagsbuchhandlung, Freiburg im Breisgau 1904, 261-277.

Elektronische Fassung für www.stjosef.at digitalisiert von Armin Jauch. HTML-Format erstellt am 13. September 2004 von Dr. Josef Spindelböck.

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