Denn fürwahr, gegen ihren Schöpfer „knirschen die Völker
und sinnen Eitles die Nationen“ (Ps 2, 1), so dass der Ruf der Gottesfeinde: „Geh
weg von uns!“ (Job 21, 14) fast allgemein geworden ist. In sehr vielen hat er
die Ehrfurcht vor dem lebendigen Gott gänzlich ertötet, und man kümmert sich in
den Vorkehrungen des öffentlichen und privaten Lebens nicht um den höchsten
Herrn. Ja man spart keine Kraft und versäumt kein Mittel, um die Erinnerung an
Gott und die Kenntnis von ihm gänzlich zu verwischen. Die Betrachtung dieser
Zustände ruft unwillkürlich die Befürchtung wach, als hätten wir in dieser
Verderbnis der Herzen die Vorboten, ja den Anfang jener Übel vor uns, welche am
Ende der Zeiten zu erwarten sind, oder als weilte „der Sohn des Verderbens“,
von dem der Apostel spricht(2 Thess 2, 3), schon jetzt auf Erden. Wird doch
überall mit solcher Verwegenheit und solchem Ungestüm versucht, die Ehrfurcht
vor der Religion zu erschüttern, und die Beweisführung für die geoffenbarten
Glaubenswahrheit bekämpft und auf die völlige Aufhebung jeder pflichtmäßigen
Beziehung des Menschen zu Gott mit aller Kraft hingearbeitet. Anderseits - und
das ist nach demselben Apostelwort das Merkmal des Antichrists - stellt der
Mensch in größter Vermessenheit sich an die Stelle Gottes und erhebt sich
"über alles, was Gott genannt wird". Wohl kann er den Gedanken an
Gott nicht gänzlich in sich austilgen, doch treibt er die Überhebung so weit,
dessen Hoheit zu verleugnen und sich selbst diese sichtbare Welt wie als Tempel
zu weihen, um sich von den andern anbeten zu lassen. „In Gottes Tempel setzt er
sich (so) und gibt sich für Gott aus.“(2 Thess 2, 4)
Aus der Enzyklika „E supremi Apostolatus“ von Pius X. vom 4.10.1903
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