Die Reinheit des Herzens
entspricht dem Grad der Gottesliebe und der Gnade; deshalb spricht unser Erlöser,
wenn er selig nennt, die ein reines Herz haben (Mt 5,8), von denen, die erfüllt
sind von Liebe, denn die Seligkeit wird uns gegeben nach dem Grad unserer
Liebe.
Wer wirklich Gott liebt, der
errötet nicht vor der Welt über das, was er für Gott tut; und er verbirgt es
nicht aus Scham, selbst wenn die ganze Welt ihn deshalb verdammen würde.
Wer wirklich Gott liebt, der
sieht es als Gewinn und als Lohn an, alle geschaffenen Güter zu verlieren und
sich selbst zu verlieren aus Liebe zu Gott [...]
Wer für Gott arbeitet mit
reiner Liebe, der beunruhigt sich nicht nur nicht darüber, von den Menschen
gesehen zu werden, sondern handelt vielmehr nicht einmal deshalb so, um von
Gott gesehen zu werden [...]
Es ist eine große Sache, sich
viel in der heiligen Liebe zu üben, denn die Seele, die zur Vollkommenheit und
zur Vollendung der Liebe gelangt ist, wird es sowohl in diesem Leben als auch
im zukünftigen nicht versäumen, das Antlitz Gottes zu schauen.
Wer ein reines Herz besitzt,
dem sind auch Ehrung und Erniedrigung von Nutzen, um immer reiner zu werden,
während das unreine Herz sich dessen nur bedient, um weitere Früchte der
Unreinheit zu bringen.
Das Herz schöpft aus allen
Dingen eine erquickende, keusche, reine, geistliche Erkenntnis Gottes, die
voller Freude und Liebe ist.
Hl. Johannes vom Kreuz
(1542-1591), Karmelit, Kirchenlehrer
Meinungen und Grundsätze (161-168)
Meinungen und Grundsätze (161-168)
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