01.07.2014

UNICEF-Vertreter im Irak: Im Nordirak findet eine “ethnisch-religiöse” Säuberung unter Minderheiten statt

(Fides) – Die Welle der Vertriebenen aus Qaraqosh und anderen christlichen Dörfern in der Ninive-Ebene, die vor der militärischen Offensive der sunnitischen Aufständischen unter Leitung des “Islamischen Staats in Irak und Levante” flohen, hat die Ausmaße einer humanitären Krise angenommen. Kritisch ist die Lage in Erbil, der Hauptstadt der autonomen Region Irakischer Kurdistan, wo internationale Hilfsorganisationen und christliche Gemeinden zu helfen versuchen. “Derzeit”, so der UNICEF-Vertreter im Irak, Marzio Babille, “wurden alleine in Erbil rund 8.000 Vertriebenen aus der Ninive-Ebene in öffentlichen oder gemeinschaftlichen Strukturen untergebracht, die in 19 Aufnahmezentren untergebracht wurden, von denen sich die meisten in dem mehrheitlich von Christen bewohnten Vorort Ankawa befinden. Die Ersten die hier ankamen waren terrorisiert, nachdem ihre Stadt mit Mörsern angegriffen worden war. Als UNICEF versorgten wir die Menschen von Anfang an mit Hilfsgütern und ließen zwei Zentren für Kinder einrichten, in denen unsere Mitarbeiter täglich über 700 Kinder versorgen”. 

Nach Einschätzung von Babille wurden zumindest in Erbil die humanitären Hilfen zeitgerecht auf den Weg gebracht, wobei die Koordinierung zwischen kirchlichen und zivilen Einrichtungen gut funktioniert. Der UNICEF-Verantwortliche im Irak vermutet einen politischen Plan hinter der Offensive der sunnitischen Aufständischen und den davon ausgelösten Reaktionen. “Die angegriffenen Gebiete”, so Babille, “werden von ethnischen und religiösen Minderheiten ‘gesäubert’. Es sind nicht nur Christen, sondern auch Turkmenen betroffen, die aus dem Südosten des Irakischen Kurdistan fliehen mussten und auch in Kirkuk Zielscheibe gezielter Angriffe wurden. Es ist offensichtlich, dass die Region neu gestaltet und in ‘Gebiete’ aufgeteilt werden soll, wo die verschiedenen Gruppen leben sollen und wo nicht. Wenn es so weiter geht, dann wird in diesem Land das Zusammenleben verschiedener Identitäten nicht mehr möglich sein. Und die Christen gehören zu den ersten Opfern dieser Entwicklung”. 


In den nächsten Tagen soll eine UNICEF-Spedition in die Region Sinjar an der Grenze zu Syrien vordringen, wo sich 70.000 vertriebenen Turkmenen, Christen und Schiiten, die insbesondere aus dem Bezirk Tal Afar vor der Offensive der ISIL fliehen mussten, aufhalten. “Auf der Grundlage der uns zur Verfügung stehenden Informationen”, so Babille “schätzen wir, dass sich unter diesen Flüchtlingen bis zu 30.000 Kinder und Jugendliche befinden”. (GV)

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