19.11.2013

Jesus nachfolgen heißt: sich richten nach seinen Maßstäben

Nietzsche hat einmal festgestellt, daß Jesus alle Maßstäbe auf den Kopf stellte. Bei einer Belehrung der Jünger sagte Jesus: „Wer unter euch groß werden will, sei euer Diener. Wer unter euch der erste sein will, sei euer Knecht. Ich bin nicht gekommen, mich bedienen zu lassen, sondern zu dienen und mein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele“ (Mt 20, 27 f). Wenn uns wirklich an der Nachfolge Christi liegt, müssen wir zusammenleben mit den Mitmenschen uns nach Christi Maßstäben richten. Auch hierin will Er von uns das ungeteilte Herz.

Er gibt uns die goldene Regel: „Wie ihr wollt, daß euch die anderen tun, so tut auch ihr ihnen!“ (Lk 6, 31). Dieses zu befolgen erfordert ein hohes Maß Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit. Der Mensch erwartet vom anderen sehr viel Nachsicht, Verständnis und Entgegenkommen. Er selbst aber ist nur bereit, diese seinem Mitmenschen zu schenken. Meist bestimmen  Sympathie und Eigennutz des Menschen Wohlverhalten. Jesus hat aber gesagt: „Wenn ihr nur jene liebt, die euch lieben, welchen Dank erwartet ihr hierfür? Auch die Sünder lieben die, von denen sie geliebt werden. Wenn ihr nur denen Gutes tut, die euch Gutes tun, welchen Dank erwartet ihr hierfür? Dasselbe tun ja auch die Sünder. Wenn ihr nur denen leiht, von denen ihr etwas bekommen hofft, welchen Dank erwartet ihr hierfür? Auch die Sünder leihen einander, um das Gleiche hierfür wiederzuerhalten“ (Lk 6, 32-34).
 
Jesus will keine Nächstenliebe, wie sie die Sünder pflegen, sondern eine, die der Gottesliebe und der Gottesfreundschaft entspricht. Im Gleichnis vom barmherzigen Samariter zeigt Jesus auf, wie Nächstenliebe aussieht, wenn sie dem göttlichen Gebot entsprechen soll und nicht eigennützigen menschlichen Interessen und Absichten. Aus der Selbstliebe muß eine selbstlose Liebe werden. Franz von Sales nennt sie „die Liebe des Wohlwollens“, weil sie zuerst und ausschließlich das Wohl des anderen will. Sie sucht nicht das Ihre, wie es Paulus im Hohenlied der Liebe sagt. Die wohlwollende Liebe des Samariters besteht darin, daß er nicht an sich, an seine Pläne und seinen Nutzen denkt. Auch nicht an die Mühen, die jetzt für diesen Menschen in Not und Gefahr aufgewendet werden müssen. Er handelt einfach, will das Wohl dessen, der sich selber nicht helfen kann und der ihm auch nicht für den Dienst etwas zurückzugeben vermag. Er sorgt einfach dafür, daß der Arme gesund gepflegt wird, und übernimmt dafür alle Kosten. „Was du dafür aufwendest, will ich dir bei meiner Rückkehr bezahlen“ (v 35). Nächste waren dem, der unter die Räuber gefallen war, alle drei, aber nur einer, der Samariter, hat dem Gottesgebot der Nächstenliebe entsprochen, sodass Jesus sagen konnte: „Geh hin und tue ebenso!“ Zur christlichen Nächstenliebe gehört das erbarmende Herz, das sich dem Menschen im Elend zuwendet, um ihn daraus zu befreien. Solche Liebe nimmt Maß an Jesu Vorbild und Seinem Wort: „Liebet einander, wie ich euch geliebt habe!“

Quelle: Der Schlüssel zum Herzensglück – Erfahrung der Liebe Gottes – P. Palmatius Zilligen SS.CC. – St. Raphael-Verlag

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