21.07.2014

Sudan: Christen geraten zunehmend unter Druck

(idea) – Für Christen im Sudan wird es immer schwieriger, ihren Glauben zu leben. Das geht aus einem aktuellen Bericht des Informationsdienstes World Watch Monitor hervor. Danach sei der Fall der zum Tode verurteilte Christin Mariam Yahia Ibrahim Ishag nur ein Beispiel dafür, dass Christen in dem nordostafrikanischen Land immer stärker unter Druck geraten. Die 27-jährige Ärztin war am 15. Mai in Khartum wegen „Abfalls vom Islam“ zum Tod durch den Strang und wegen „Hurerei“ zu 100 Peitschenhieben verurteilt worden. Die hoch Schwangere hatte sich geweigert, binnen drei Tagen dem christlichen Glauben abzuschwören. Am 26. Mai brachte sie im Gefängnis ohne medizinische Hilfe eine Tochter zur Welt; dabei war sie angekettet. Sie ist bereits Mutter eines 22 Monate alten Sohnes, der sich bei ihr befand. Das Todesurteil fußt auf dem islamischen Religionsgesetz, der Scharia. Wie jetzt gemeldet wurde, hat die Familie von Ishag die Anklage gegen sie fallen lassen. Über die Gründe machte sie keine Angaben. Sollte der Oberste Gerichtshof die Rücknahme der Anklage akzeptieren, könnten Ishag, ihr Ehemann und die beiden Kinder schon bald in die USA ausreisen. Gegenwärtig sollen sie sich in der US-Botschaft in Khartum befinden. 

Die Scharia soll als Rechtsgrundlage eingeführt werden

Seit der Ausrufung eines unabhängigen multireligiösen Staates Südsudan im Juli 2011 verstärkt die Regierung in Khartum die Islamisierung des Nordens. Gegen Staatspräsident Umar al-Baschir hat der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag (Niederlande) einen Haftbefehl wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit ausgestellt. Er hatte nach der Unabhängigkeit des Südsudans angekündigt, dass sein Land den Islam als Staatsreligion und die Scharia als Grundlage des Rechts einführen werde. Laut dem Bericht von World Watch Monitor hat der Minister für religiöse Angelegenheiten, Shalil Abdullah (Khartum), Mitte Juli ein Gesetz wieder in Kraft gesetzt, wonach im Sudan keine neuen Kirchen errichtet werden dürfen. Zur Begründung hieß es, dass die christliche Bevölkerung im Sudan seit der Gründung des eigenständigen Südsudan und der damit verbundenen Abwanderung dorthin stark geschrumpft sei.

Kirchen werden abgerissen, Moscheen nicht

Der Generalsekretär des sudanesischen Kirchenrates, Pfarrer Kori El Ramli, widersprach dieser Darstellung: „Wir wachsen. Wir benötigen mehr Kirchen.“ Er beklagt, dass nicht nur keine neuen Kirchengebäude errichtet werden dürften, sondern auch bestehende abgerissen würden. So sei Anfang Juli die Christuskirche im Norden der Hauptstadt Khartum zerstört worden. Zu Begründung hieß es, das Land werde benötigt, um günstige Wohnungen zu bauen. Eine Moschee, die sich ebenfalls auf dem Gelände befindet, sei aber unversehrt geblieben. Immer häufiger würden auch christliche Veranstaltungen oder Gottesdienste gestört, so El Ramli. So hätten Mitarbeiter des sudanesischen Geheimdienstes jüngst eine Versammlung des Kirchenrates an der Universität in Khartum unterbrochen mit dem Vorwurf, die Pfarrer evangelisierten dort.

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