16.05.2014

Die Opferbereitschaft der sel. Jacinta


Schwester Lucia schildert in ihren Erinnerungen die Opferbereitschaft der sel. Jacinta im Gefängnis von Ourem, als der Kreisverwalter sie bedrohte, um den dritten Teil des Geheimnisses von Fatima zu erfahren:

„Als wir später gefangen genommen wurden, war es die Abwesenheit der Eltern, die Jacinta am schwersten bedrückte. Mit tränenüberströmten Gesicht klagte sie:

– Weder deine noch meine Eltern kamen, um uns zu besuchen. Sie haben nichts mehr für uns übrig
.
– Weine nicht! – sagte Francisco zu ihr, – opfern wir es Jesus für die Sünder auf.
Und Augen und Hände zum Himmel erhebend, sprach er das Aufopferungsgebet:

– O mein Jesus, es ist aus Liebe zu Dir und für die Bekehrung der Sünder.

Jacinta fügte hinzu:

– Und auch für den Heiligen Vater und zur Wiedergutmachung der Sünden, die gegen das Unbefleckte Herz Mariens begangen werden.

Als wir nach der Trennung voneinander wieder in einem Gefängnissaal zusammengeführt wurden, erklärten sie, sie würden uns in Kürze holen, um uns zu verbrennen. Da zog sich Jacinta an ein Fenster zurück, das auf den Viehmarkt hinausging. Anfangs dachte ich, sie wolle sich durch den Ausblick zerstreuen, aber dann bemerkte ich, dass sie weinte. Ich nahm sie zu mir und fragte, warum sie weine:

– Weil wir sterben werden, ohne unsere Väter und Mütter wiedergesehen zu haben – antwortete sie.
Und mit tränenüberströmtem Gesicht:

– Ich möchte wenigstens meine Mutter sehen!

– Du möchtest also dieses Opfer nicht für die Bekehrung der Sünder bringen?

– Ich will, ich will.

Und während die Tränen ihr übers Gesicht liefen, erhob sie Hände und Augen zum Himmel und verrichtete das Aufopferungsgebet:

– O mein Jesus! Es ist aus Liebe zu Dir, für die Bekehrung der Sünder, für den Heiligen Vater und zur Wiedergutmachung der Sünden, die gegen das Unbefleckte Herz Mariens begangen werden.
Die Gefangenen, die der Szene beiwohnten, wollten uns trösten:

– Sagt doch dem Herrn Verwalter dieses Geheimnis. Was interessiert es euch, dass diese Dame es nicht will.

– Das nicht! – antwortete Jacinta lebhaft,- lieber möchte ich sterben.“

(Auszüge aus dem Buch Schwester Lucia spricht über Fatima – Erinnerungen der Schwester Lucia, Band I)

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