03.07.2013

Plinio Correa de Oliveira: Betrachtungen des Magnifikats (III)

(Fortsetzung)


„Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten; er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind“.

     
Gott ist groß und mächtig, nicht im Verhältnis zu denen, die ihn fürchten, sondern zu denen, die ihn nicht fürchten. Diesen gegenüber hat er die Macht seines Armes kund getan und zerstreut die Bösen, in deren Herzen sich hochmütige Gedanken bilden.


Gott ist groß in seiner Fähigkeit diejenigen zu treffen, die ihn nicht fürchten.


Hier offenbart sich die Größe Gottes in seinem Zorn, nachdem die Größe seiner Barmherzigkeit gelobt wurde.


Wir sehen hier, wie dieser Lobgesang ausgeglichen ist, wie er die Größe Gottes in all seinen Eigenschaften verkündet. Wie ist das doch verschieden von der Einseitigkeit der süßlichen Frömmigkeit, die Gott nur unter der Sicht der Barmherzigkeit und der Nachgiebigkeit betrachtet, ohne den Ausdruck seiner Größe einzubeziehen.


Ein weiterer Grund:

 
„Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen“.


Die Mächtigen von ihrem Thron stoßen, bedeutet nicht, jemanden, der auf eine Thron sitzt und Macht hat, herunterzustürzen und durch einen Niedrigen zu ersetzen. Dies wäre ein Unsinn, denn dieser Niedrige würde ja sofort mächtig sein und müsste ebenfalls dann gestürzt werden. Wenn der Vers sagen würde, er stürzt die Mächtigen vom Thron und macht alle gleich, dann hätte es einen schlechten Sinn, wäre aber doch sinnvoll.


Aber diese Art von Riesenrad von der Erhöhung der Niedrigen und dem Sturz der Mächtigen, um dann die mächtig gewordenen Niedrigen wiederum zu stürzen, macht keinen Sinn. So darf das nicht verstanden werden.


Wer ist dann der Mächtige und wer der Niedrige? Der Niedrige oder Demütige ist der, der sich so verhält wie Maria in diesem Lobgesang: Er erkennt Gott alles zu, sieht Gott als den Ursprung alles Guten, die Quelle aller Macht, ohne dem wir in der übernatürlichen aber auch in der natürlichen Ordnung nichts vermögen. Er ist die Mitte aller Dinge und der Herr, der über alles gebietet.


Niedrig waren zum Beispiel die Mächtigen, von denen Maria abstammte und dadurch auch Jesus abstammte. David war ein mächtiger König, der in seiner Machtausübung starb. Er war aber demütig (niedrig), weil er ein Diener Gottes war und alles das einsah.


Die Mächtigen, von denen im Lobgesang der Muttergottes die Rede ist, sind diejenigen, die das nicht einsehen, die meinen ihre Macht ohne den Beistand Gottes ausüben zu können.


Deshalb stürzt Gott die Mächtigen und erhebt die Niedrigen. Dies ist ein Ausdruck der Größe Gottes, der über jede menschliche Macht lacht und spottet. (vgl. Ps 2,4)


Er überträgt Macht dem Demütigen und dieser wird mächtig; er nimmt die Macht des Hochmütigen, der nur sich selbst vertraut, und er wird zu Nichts.


Es ist die Größe Gottes, neben der menschliche Größen nichts sind.

  
(wird fortgesetzt)

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