17.06.2013

Pakistan: Bischof beklagt widerrechtliche Enteignung von kirchlichem Eigentum

Der Apostolische Administrator der nordpakistanischen Erzdiözese Lahore, Bischof Sebastian Francis Shaw, beklagt den widerrechtlichen Übergang eines kirchlichen Grundstücks in staatliches Eigentum, der nun auch im Grundbuch vollzogen worden sei. Auf dem enteigneten Grundstück hatte sich ein Zentrum der Caritas befunden, das am 9. Januar 2012 unter Polizeischutz mit schwerem Gerät niedergerissen worden war. In dem Gebäudekomplex hatte sich ein Tagespflegeheim für alte Menschen, eine Nähschule für Mädchen, eine Kapelle und ein Schwesternkonvent sowie weitere Einrichtungen der katholischen Kirche befunden. Das Zentrum war bereits seit 1887 im Besitz der Kirche gewesen.

„Die Provinzregierung hatte uns mehrfach versprochen, das enteignete Grundstück zurückzugeben. Diese Versprechen wurden nicht nur nicht eingehalten, sondern mittlerweile ist das Grundstück auch in den entsprechenden Dokumenten in das Eigentum des Staates übergegangen“, berichtet Shaw dem internationalen katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“. 

Ein Gericht sei nach Angaben des Bischofs bereits zu dem Schluss gekommen, der Übergang des Grundstückes in das Eigentum des Staates sei widerrechtlich erfolgt.

Shaw erklärte, er gehe davon aus, dass auch im Falle der schweren Ausschreitungen, zu denen es am 9. März in einem christlichen Viertel von Lahore gekommen war, einige Vertreter der Regierung „ein Auge auf das Land geworfen“ hatten und die Bewohner vertreiben wollten. Die Polizei sei untätig geblieben, als ca. 3000 Männer zwei Tage nach den am 7. März gegen den Christen Sawan Masih erhobenen Blasphemievorwürfen die St. Joseph’s Colony überfielen und 178 Häuser sowie zwei christliche Kirchen in Brand steckten.

Erfreulich sei es nach Ansicht des Bischofs jedoch, dass es zu Solidaritätsbekundungen seitens zahlreicher Muslime mit den Opfern und zu spontanen Hilfeleistungen gekommen sei. „In der Bevölkerung entwickelt sich zunehmend das Bewusstsein, dass wir alle Pakistanis sind. Es werden auch mehr und mehr Stimmen laut, die sagen, man dürfe nicht die gesamte Gemeinschaft bestrafen, wenn ein Mitglied sich vermeintlich oder wirklich etwas zuschulden kommen lässt. Dies ist ein gutes Zeichen.“ Vertreter der Regierung, muslimische Gelehrte und ein hochrangiger Imam hätten zudem gemeinsam den Ort des Geschehens besucht, die Betroffenen getröstet und ihr tiefes Bedauern ausgedrückt. Dies sei in dieser Form zum ersten Mal geschehen, so Shaw.

Quelle: Kirche in Not

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